Äußerst standfest

Neue Stative und Köpfe von Manfrotto, National Geographic, Gitzo

2006-11-01 Stativhersteller sind ständig auf der Suche nach Materialien, die ihre Produkte noch leichter, aber zugleich stabiler machen. So verwenden sowohl Manfrotto als auch Gitzo neue technische Polymere, die gegenüber konventionellen Materialien wie Magnesium und Aluminium eine Gewichtsreduzierung um bis zu 30 Prozent versprechen. Damit die Stabilität nicht darunter leidet, wird auch an der Standfestigkeit der Stative beständig gearbeitet. So kommt beispielsweise bei Gitzo in bestimmten Komponenten ein leichteres Material zum Einsatz, um im Gegenzug die Dicke der Aluminiumbeine etwas zu erhöhen. Aber nicht nur das Gewicht soll reduziert werden, das Stativ muss obendrein schnell in der Handhabung sein. So wird in der neuen National Geographic Expedition-Serie von Manfrotto auf Schrauben, Knöpfe und Hebel an den Stativbeinen verzichtet. Nach unten ziehen oder mit leichtem Druck auf die Entriegelung zusammenschieben genügt schon, um das Stativ in Arbeits- bzw. Transportstellung zu bringen. Welche neuen Materialien und Features in welcher Produktreihe zum Einsatz kommen, klärt die folgende Zusammenstellung.  (Daniela Schmid)

Manfrotto 808 RC4 [Foto: Manfrotto] Manfrottos Superleicht-Material heißt Adapto. Das technische Polymer ist 50 Prozent leichter als Aluminium, verfügt aber über die gleichen Härteeigenschaften. Es wird im neuen 3-Wege-Stativkopf 804 RC2 verbaut und sorgt dafür, dass der Nachfolger des 141 RC um 20 Prozent leichter ist als sein Vorgänger. Als zweite Neuerung wird der 808 RC4 eingeführt, der den 329 RC ablöst. Beide Köpfe besitzen eine eingebaute Ausgleichsfeder, die hilft, die montierte Kamera abzufedern und auszubalancieren, und neu konstruierte Handgriffe. Auf den 804 RC2 mit seiner Schnellwechselplatte 200PL-14 können vier Kilogramm montiert werden, der 808 RC4 mit der Schnellwechselplatte 410PL schafft sogar das doppelte Gewicht. Er kostet 115 EUR, der RC2 70 EUR.

Neben den neuen Köpfen hat Manfrotto diesen Herbst die Consumer-Linie Modo vorgestellt. Auch hier wurde Wert auf Leichtigkeit und Kompaktheit gelegt. Das Modell 785SCB der Modo-Linie verfügt beispielsweise über ein Packmaß von 36,5 cm bei knapp einem Kilo Gewicht. Es kann bei ausgezogener Mittelsäule auf eine Höhe von 114,5 cm gebracht werden. Das größte Stativ der Serie schafft es auf 150,5 cm mit einem Packmaß von 43,5 cm. Ein besonderes Feature der Modo-Serie ist der Stativkopf, der in zwei Modi arbeitet. Im Fotomodus ist der Kugelkopf in der Horizontalen, Vertikalen und allen Positionen dazwischen frei schwenkbar. Videofilmer können den Kopf per Schalter in einen klassischen Videoneiger mit Griff verwandeln. Der Hybridknopf selbst wird per Knopfdruck in die verschiedenen Positionen gebracht und arretiert. Die Modoreihe kostet je nach Modell von 80 EUR an aufwärts.

National Geographic NG Expedition RC5 [Foto: Manfrotto]In Zusammenarbeit mit National Geographic hat Manfrotto zwei weitere Serien auf den Markt gebracht: NG Expedition für Profis und NG Tundra für den Hobbyfotograf mit etwas kleinerem Budget. Das NG Expedition-Automatik-Stativ zeichnet sich besonders durch den schon erwähnten innovativen Schließmechanismus aus, wobei jedes Bein zum Öffnen einfach nach unten gezogen wird, wo es automatisch in jeder beliebigen Stellung einrastet. Beim Schließen wird auf den Entriegelungsmechanismus gedrückt und die Beine eingeklappt. Vier feste Beinwinkeleinstellungen sorgen für die Standfestigkeit des Stativs. Ein patentiertes Gussoberteil kann horizontal an der Mittelsäule angebracht werden für ungewöhnliche Aufnahmewinkel oder Makrofotografie. Ein integrierter Bodenadapter macht tiefe Aufnahmewinkel möglich. Ebenfalls zur Ausstattung gehören ein abnehmbarer Tragegriff, an dem bei Bedarf auch ein Gegenwicht befestigt werden kann, und der Allwetter-Kälteschutzgriff. Das Automatik-Stativ misst mit Mittelsäule 160 cm. Die minimale Höhe ist 11 cm, das Packmaß liegt bei 68,5 cm. Das Stativ wiegt 3,2 kg und kann bis zu 8 kg belastet werden. Das NG-Expedition-Carbonfaser-Stativ ist aufgrund seines Materials 0,9 kg leichter. Es trägt nur sieben Kilogramm, kann aber auf 170 cm Länge gebracht werden. Sein Packmaß liegt bei 57,5 cm. Bis auf den Ausziehmechanismus verfügt es über die gleichen Eigenschaften wie das Automatikstativ. Es kostet rund 440 EUR im Vergleich zu den rund 550 EUR des Automatik-Modells.

Von den Stativköpfen NGEH1 (RC2) und NGEH2 (RC5) behauptet National Geographic ganz unbescheiden, dass sie schlichtweg die fortschrittlichsten Kugelköpfe der Welt seien. Das liegt am hydrostatischen Klemmsystem, das schon bei geringer Drehung eines Knopfes eine absolut sichere Klemmung bewirkt. Möglich macht dies eine Hydraulik statt einer Mechanik, die für eine weiche Kugelbewegung mit bombenfester Klemmung sorgt. Der Mechanismus ist mittels Gummibalgen vor Staub und Schmutz geschützt. Die Kugelschale ist aus Magnesium gefertigt; daher ist der Kopf sehr leicht (0,7 kg). Der neu gestaltete, ergonomisch geformte Handgriff im Zusammenspiel mit der präzisen Friktionseinstellung prädestiniert den RC2 und RC5 für Objektive mit besonders langer Brennweite. Eine getrennte Schwenkungsklemme erlaubt 360°-Bewegungen, wogegen die Neigungsklemme einen Winkel von -90° bis +90° ermöglicht. Die beiden Köpfe unterscheiden sich hauptsächlich hinsichtlich der Belastbarkeit. Der billigere RC2 (rund 400 EUR) trägt bis zu zehn Kilo, der RC5 (rund 440 EUR) bis zu zwölf Kilo.

National Geographic Tundra Stativ [Foto: Manfrotto]Für den etwas weniger anspruchsvollen Hobby- oder Amateurfotografen mit dem kleineren Geldbeutel bietet National Geographic die Stativserie Tundra an. Das Kugelkopfstativ kostet beispielsweise rund 85 EUR, das Foto- und Videostativ 5 EUR mehr. Diese Preise begründen sich durch den Einsatz eines Hybridkopfes. Eine einfache Drehung des Schwenkgriffes klemmt bzw. löst die Schwenkung oder Neigung. Für Hochformatfotos gibt es eine extra Klemme. Bei beiden Modellen kann die Mittelsäule abgeschraubt und in zwei Teile zerlegt werden. In Verbindung mit der Einstellung für tiefe Winkel (80°) sind Aufnahmen aus Bodenhöhe möglich. Für ein schnelles Verstellen der Säule ist ein Hebel zwischen den Stativbeinen zuständig. Sowohl das Kugelkopf- als auch das Foto- und Videostativ tragen bis zu einem Kilogramm an Gewicht. Das Eigengewicht liegt bei 0,89 kg bzw. 1,03 kg beim Kombistativ. Das Packmaß beträgt rund 45 cm, die Maximalhöhe bei 128 cm.

In der Tundraserie gibt es für 40 EUR noch ein Einbeinstativ mit Kugelkopf und großem Gummifuß für Stabilität. Es kann mit einer Höhe von 156 cm eingesetzt werden, das Packmaß beträgt 48 cm, das Gewicht 0,39 kg. Die Belastbarkeit liegt bei einem Kilo. Außerdem befindet sich ein Stativrucksack für rund 90 EUR im Angebot, der zahlreiche Fächer für Ausrüstung, Zubehör und Handy bietet. Die Kamera findet in einem extra gepolsterten Fach Platz. Bei Regen schützt eine Allwetterhülle die Ausrüstung.

Aus dem Hause Gitzo gibt es für diesen Herbst ebenfalls einige Neuerungen. Eine davon ist das neue Material Soulid 238, ein technisches Polymer, das in der Härte mit Magnesium vergleichbar, aber 30 % leichter ist. Obendrein ist es korrosionsfrei und extrem temperaturbeständig, und es absorbiert hohe Vibrationen. Verbaut hat Gitzo den neuen Wunderstoff im Fluid-Kopf G2180. Bemerkbar macht sich das beispielsweise im Gewicht und im Maß des Kopfes. Er wurde gegenüber Vorgängermodellen in der Höhe reduziert und wiegt 0,57 kg. Damit ist er leichter als die beiden Stativköpfe von National Geographic/Manfrotto, trägt mit vier Kilogramm aber auch wesentlich weniger Gewicht. Der G2180 ist mit einer Ausgleichsfeder und einem Einstellrad für den Neigungswinkel ausgestattet Bei Panoramaaufnahmen löst man einfach den Feststeller und kann so den Kopf horizontal schwenken. Der G2180 eignet sich neben Foto- auch für Videoaufnahmen. Der mitgelieferte Handgriff funktioniert den Fotokopf schnell zum Videoneiger um. Preislich liegt Gitzos neuer Fluidkopf bei einer unverbindlichen Preisempfehlung von 240 EUR.

National Geographic Stativkopf G2180 [Foto: Gitzo]Das neue Material Soulid 238 findet auch in der Aluminium-Serie von Gitzo Eingang. Die Kameraplatten der beiden neuen Stative GT2330 und GT2340L (Serie 2 "Reporter") sind aus eben diesem neuen Material, wodurch Gitzo aus Gründen der Stabilität die Materialdicke der Stativbeine erhöht und nicht weiter abgebaut hat wie die Konkurrenz. So liegt die Wandstärke der Beinröhren bei 1,2 mm im Gegensatz zu sonst bereits verwendeten 0,8 oder 1,0 mm. Zur weiteren Gewichtsreduzierung des Gesamtstativs werden andere Teile verwendet. Die Mittelsäule beispielsweise besteht aus Basaltfaser, nicht aus Aluminium, was weiter Gewicht einspart, und die Beinaufnahmeröhren haben ebenfalls 50 Prozent Gewicht verloren. Die Mittelsäule kann herausgenommen werden, wodurch die Kameraplatte für Aufnahmen aus Bodennähe (Ground level set) direkt auf dem Stativ angebracht werden kann. Besonders für Naturfotografen von Interesse ist das mattschwarze Finish der beiden neuen Stative. Die Farbe wurde gewählt, um möglichst wenig Lichtreflexionen entstehen zu lassen. Beide Stative tragen bis zu neun Kilogramm Gewicht. Das GT2330 hat eine maximale Höhe von 164 cm, ein Packmaß von 63 cm und eine minimale Höhe von 36 cm. Es wiegt 1,78 kg, das GT2340L wiegt 1,91 kg. Es hat die gleiche Minimalhöhe von 36 cm, misst aber mit ausgefahrener Mittelsäule nur 162 cm. Die Markteinführung samt Preisbekanntgabe soll im Februar 2007 stattfinden.

Gitzo Stativ NGZT11200 [Foto: Gitzo]Bereits vor einem Jahr ging bei Gitzo die 6X Carbon-Technologie an den Start. Durch die neue Verarbeitung von Carbon konnte das Gewicht der Stative um 17 Prozent reduziert werden. Die Bezeichnung 6X kommt von der neuen Carbonstruktur, die aus sechs kreuzweise übereinander gelegten Schichten besteht. Die Schichten werden hoch verdichtet, was die Antischock-Leistung und die Steifheit verbessert. Eine Carbonfaser ist 0,007 mm dick. Ein Stativ der Serie 2 besteht beispielsweise aus 1.500.000 Carbonfasern. Die nächste Generation der 6X-Stative hat nun auch eine neue Verriegelungstechnik namens G-Lock. Die Verschlüsse sind dadurch schneller zu handhaben und noch stabiler als die bisherigen Standardmechanismen. Das G im Namen steht für Gravity, also Schwerkraft. Je mehr Gewicht von oben auf das Stativ drückt, desto stabiler hält der Verschluss. Aber auch die Platten und Bolzen im oberen Bereich der Stative haben Neuerungen erfahren. Die Platten sind aus Aluminium, das mit einem neuen Material kombiniert wurde, um Vibrationen weiter zu reduzieren und den Kopf sicherer anzubringen. Die neuen Bolzen sind aus Edelstahl gefertigt und korrosions- und oxidationsfrei. Die Mittelsäulen der Stative können entfernt werden, so dass die Kamera für Aufnahmen aus Bodennähe noch tiefer angebracht werden kann als mit Säule. Die Stativfüße sind leicht abnehmbar, so dass sie beispielsweise bei starkem Verschleiß leicht ausgetauscht oder Spike-Füße für ultrastarken Halt in schwierigem Gelände angebracht werden können. Eine weitere Neuheit in der 6X-Linie ist, dass alle Stative in Zukunft mit Antistaub-Taschen geliefert werden. Alle Neuerungen finden ab sofort Anwendung auf die gesamte 6X-Stativserie.

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Daniela Schmid

Daniela Schmid hat in Augsburg Sprachen studiert, bevor sie nach einem halben Jahr in einer PR-Agentur für IT-Firmen in die Verlagsbranche wechselte. Ab 2004 war sie als festangestellte Redakteurin für die Magazine Computerfoto und digifoto zuständig. Während eines dreijährigen Auslandsaufenthaltes in der Nähe von New York berichtete sie als freie Autorin für digitalkamera.de von der PMA, CES und der PhotoPlus Expo aus Las Vegas und New York und übernahm die Zuständigkeit für die Rubrik Zubehör. Seit 2009 testet sie auch regelmäßig Kameras.