Schock für konservative Leica-Fans

Leica M8.2 ohne roten Punkt und mit "Vollautomatik"

2008-09-15 Was für jedermann eher nach einer gediegenen Modellpflege aussieht, dürfte für den (erz-)konservativen Teil der Leica-Fans einem frevelhaften Traditionsbruch nahe kommen. Denn die erwartete Nachfolgerin der M8 ist nicht nur kein Nachfolgemodell, sondern eine verbesserte Neuauflage der M8 – aber noch viel schlimmer für die Puristen dürfte sein, dass die M8.2 keinen roten Punkt mehr besitzt (die rote "Pastille" mit dem Leica-Logo als traditionelles Erkennungszeichen aller Leica-Kameras) und dann auch noch eine Art Vollautomatik anbietet. Doch die Leica-Kundschaft setzt sich ja glücklicherweise nicht nur aus den "Fundamentalisten" zusammen, und der rote Punkt bleibt zumindest der silbernen Version der M8.2 erhalten.  (Yvan Boeres)

Leica M8.2 + Summilux-M 21mm f1.4 ASPH + viewfinder [Foto: Leica]So ist nur bei der schwarzen Version der neuen M8.2 das Leica-Logo in schlichtem bzw. diskreterem Weiß auf schwarzem Hintergrund gehalten. Auch der Blitz-/Zubehörschuh ist bei der schwarzen M8.2 der Farbgebung der Kamera angepasst – was beides zwar den "Protzfaktor" erheblich reduziert, aber solchen Leica-M-Besitzern, die ihre Kamera eben nicht als Statussymbol, sondern als fotografisches Werkzeug für die eher unauffällige Art der Fotografie benutzen, sicherlich entgegen kommt. Ein noch viel größerer Reizfaktor für die Puristen-Fraktion unter den Leica-Kunden dürfte die Einführung des so genannten Schnappschuss-Modus sein. Wird das Verschlusszeitenrad auf die neu hinzu gekommene S-Position gebracht, verhält sich die M8.2 fast wie andere Kameras in der Vollautomatik. Eine vollautomatische Einstellung von Blende und Verschlusszeit ist zwar konstruktionsbedingt nicht ohne Weiteres möglich, aber im Schnappschussmodus stellt die M8.2 zumindest die Belichtungszeit automatisch ein (= Zeitautomatik) und nimmt dem Benutzer auch die Einstellung der Lichtempfindlichkeitsstufe und des Weißabgleichs ab (bei anderen Kameras Auto-ISO- und Auto-WB-Modus genannt). Soviel Automatik wird so manchem Puristen sicherlich sauer aufstoßen, doch zusammen mit der Hyperfokal-Einstellung (sozusagen eine Art Entfernungs-/Schärfevoreinstellung als schnelle Alternative zum nicht vorhandenen Autofokus) hat man mit dem neuen Schnappschussmodus nur noch den Auslöser zu betätigen, um in Schnappschuss-Situationen schnell das "Bild im Kasten" zu haben. Die bereits erwähnte ISO-Automatik bzw. automatische Lichtempfindlichkeitsstufenregelung ist übrigens auch außerhalb der Schnappschussautomatik verfügbar, und ihr Regelbereich kann auch vom Benutzer eingestellt werden.

Leica M8.2 [Foto: Leica]Um das M-System auch fototechnisch weniger bewanderten Personen noch zugänglicher zu machen, verfügt die M8.2 über eine eingebaute Hilfe. Drückt man die INFO-Taste, kann man für ausgewählte Aufnahmesituationen (Porträts, Landschaftsaufnahmen und Gruppenbilder) Einstellhinweise zur idealen Blenden- und Entfernungseinstellung auf dem Kamerabildschirm angezeigt bekommen. Weitere Tipps gibt es auf der mitgelieferten wasserfesten und auseinander faltbaren Kurzanleitung in Kreditkartengröße. Doch auch fortgeschrittenen Benutzern kommt die M8.2 entgegen: Statt – wie von der M8 gewohnt – ins Kameramenü gehen zu müssen, um eine Belichtungskorrektur einzugeben, kann man nun auch bei halb niedergedrückt gehaltenem Auslöser die Korrektur (+/- 3 LW in Drittelschritten) über das Wählrad auf der Kamerarückseite wählen. Die Einstellung wird dabei im Sucher angezeigt; weitere neue Sucherinformationen gibt es in Form einer Verwacklungs- und/oder Überbelichtungswarnung im Schnappschuss-Modus. Dann soll der Hauptschalter noch deutlicher in den einzelnen Positionen (Aus, Einzelbildaufnahme, Serienbildmodus, Selbstauslöser-Modus) einrasten, so dass vor allem der Selbstauslöser kaum noch versehentlich aktiviert werden kann.

Leica M8.2 [Foto: Leica]Das sind alles Neuerungen, die der M8.2 vorbehalten bleiben. Allerdings kommt sie auch mit einigen neuen Features und Ausstattungsmerkmalen, die vom Aufrüstprogramm der M8 stammen. So ist bei der M8.2 der besonders leise und erschütterungsarm ablaufende Metalllamellenschlitzverschluss bereits serienmäßig eingebaut, den man bei der M8 im Rahmen der Hardware-Upgrade-Aktion für seine Kamera bekommen kann (siehe digitalkamera.de-Meldung vom 09.03.2008 via den weiterführenden Link). Neu ist hingegen die Möglichkeit, den Zeitpunkt des "Aufziehens" (d. h. den Moment, in dem der Verschluss wieder in den auslösebereiten Zustand versetzt wird) verzögern bzw. im Kameramenü festlegen zu können. Auch vom Aufrüstprogramm der M8 bekannt ist die Saphirglas-Abdeckung des Kamerabildschirms. Was bei der M8 die Einsendung der Kamera zum Kundenservice erforderte und rund 750 EUR an Kosten verursachte, ist bei der M8.2 Serie; das Saphirkristall-Deckglas des Bildschirms soll so hart sein, dass es ausschließlich mit Spezial-Diamantwerkzeugen bearbeitet werden kann und in der Praxis auf Dauer allen mechanischen oder scheuernden Belastungen widerstehen soll.

Leica M8.2 [Foto: Leica]Nicht ganz so bekannt wie der M8-Austauschservice für den Verschluss und/oder das Saphirkristall-Deckglas des Kamerabildschirms ist die Möglichkeit der Neu-"Belederung" der Kamera mit einem so genannten Vulkanit-Bezug. Damit ist das genarbte Material gemeint, das widerstandsfähiger und grifffester als der Original-Bezug rund um die Kamera sein soll und den Fingern als Grifffläche dient. Die M8.2 kommt serienmäßig mit diesem Bezug – was sich dann auch im Preis niederschlägt. Denn die ab sofort verfügbare M8.2 kostet stolze 4.995 EUR, während die parallel weiter existierende M8 zum "attraktiven Einstiegspreis" von 3.995 EUR erhältlich sein soll. Im Preis der M8.2 mit inbegriffen ist dann auch ein leicht modifizierter Leuchtrahmensucher (der auf eine genauere Ausschnittsbestimmung bei größeren Entfernungen ausgelegt ist und für den es bei der M8 einen Upgrade-Service geben wird), der Rohdatenkonverter Capture One 4 sowie ein neu entwickeltes Kompaktladegerät; Letzteres ist nicht nur wesentlich kleiner als das bisherige Akkuladegerät der M8, sondern lädt in 1,5 Stunden den Akku zu 80 % auf. Damit sollen immerhin schon 400 Aufnahmen möglich sein (500 Aufnahmen bei einem Ladestand von 100 %), und da die M8 und M8.2 den gleichen Lithiumionenakku verwenden, können M8-Besitzer ebenfalls vom neuen Ladegerät profitieren, indem sie dieses als Zubehör kaufen. Details zu Technik, Funktion und Ausstattung der Leica M8.2 finden interessierte Leser im entsprechenden digitalkamera.de-Datenblatt, das neben weiteren Meldungen zu neuen Leica-M-Objektiven (z. B. dem Noctilux-M 50mm f0.95 ASPH.) und neuen Kompaktdigitalkameramodellen von Leica (z. B. der D-LUX4) über die weiterführenden Links unten direkt aufgerufen werden kann.

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