Rück(en)-Meldung

Leica Digital Modul R verspätet sich offiziell

2004-12-08 Im Chatraum von Leica wurde es von offizieller Seite bestätigt: Das Leica Digital Modul R verspätet sich. Sollte die Serienproduktion des digitalen Rückteils für die Kleinbild-Spiegelreflexkameras R8 und R9 ursprünglich im Dezember starten, kann dieser Termin – laut Firmenaussagen – nicht eingehalten werden, so dass die Erstauslieferungen voraussichtlich im April nächsten Jahres beginnen werden  (Yvan Boeres)

   Leica Digital Module R [Foto: Leica Camera AG]

Grund für die Verzögerung sind angeblich die Qualitätsansprüche von Leica. In Solms soll man mit der Qualität der Moiré-Filterung und des automatischen Weißabgleichs nicht gänzlich zufrieden sein und hat die Programmierer bei Imacon A/S in Dänemark zurück an die Arbeit geschickt. Man sollte nämlich wissen, dass Leica beim Digital Modul R auf den Einbau eines die Bildschärfe reduzierenden Anti-Aliasing-Filters verzichtet hat und die Moiré-Effekte ausschließlich per Software verhindern bzw. reduzieren will. Dabei hat man sowohl bei Leica als auch bei Imacon (die maßgeblich an der Firmware-Entwicklung beteiligt ist) den Aufwand für einen solchen Software-Filter offenbar unterschätzt, so dass sich die Serienproduktion des Rückteils um ca. drei Monate hinauszieht. Auch will man noch an den Rauschunterdrückungsalgorithmen herumfeilen. Bis die Produktion auf Hochtouren läuft und die ersten Serienmodelle vom Band laufen, dauert es noch weitere zwei Monate; Leica geht also davon aus, dass die ersten Lieferungen frühestens im April 2005 stattfinden können.

Da wir bisher nur eine Vorankündigung zum Leica Digital Modul R veröffentlicht haben (siehe digitalkamera.de-Meldung vom 26. Juni 2003 unter den weiterführenden Links) und es anlässlich der Photokina versäumt haben, die letzten technischen Details zu diesem Produkt preiszugeben, wollen wir an dieser Stelle noch mal ausführlich über das Digital Modul R berichten. Ein digitalkamera.de-Datenblatt zum Digital Modul R wird es allerdings nicht geben, da wir in unserer Kameradatenbank keine Rückteile aufnehmen und auch für das Digital Modul R keine Ausnahme machen werden.

Das Leica Digital Modul R ist eine gemeinsame Entwicklung von Leica, Imacon und Kodak. Es handelt sich um ein Rückteil, das an Stelle des serienmäßigen Rückteils der Kleinbild-Spiegelreflexkameras Leica R8 und R9 Platz nimmt und die Kamera so in eine digitale Spiegelreflexkamera verwandelt. Herzstück des Digital Modul R ist ein von Kodaks Bildsensorsparte (Kodak Image Sensor Solutions) entwickelter CCD-Chip, der auf einer aktiven Bildfläche von 26,4 x 17,6 mm rund 10 Millionen Pixel mit einer Zellgröße von 6,8 µm unterbringt. Laut Leica hat Kodak I.S.S. den Aufbau des Bildwandlers eigens für das Digital Modul R optimiert. Demnach kommt ein besonders dünnes Deckglas zum Schutz der Sensoroberfläche und eine optimierte Mikrolinsenstruktur zum Einsatz. In Verbindung mit den Leica-Objektiven der R-Serie sowie der früheren Leicaflex/SL/SL2-Objektive (mit nachträglich eingebauten Blendenübertragungsnocken) ergibt sich ein Brennweitenverlängerungs- bzw. Bildwinkelverkürzungsfaktor von 1,37. Gespeichert werden die maximal 3.872 x 2.576 Bildpunkte großen Dateien im RAW-, TIFF- oder JPEG-Format auf SD-Karten mit einer Größe von bis zu 2 GByte. Nach Firmwareupdate können auch kapazitätsstärkere Karten verwendet werden. Das könnte auch nötig werden, da ein Bild im RAW-Format ca. 21 MByte und im TIFF-Format 30 bis 60 MByte verschlingt. Eingestellt werden können virtuelle Lichtempfindlichkeitsstufen von ISO 100 bis ISO 1.600. Beim Farbraum, in dem die Bilder aufgenommen werden, kann man sich zwischen AdobeRGB und sRGB entscheiden; die Farbtiefe beträgt 16 bit pro Farbkanal.

Das Leica Digital Modul R verfügt über zwei Anzeigen. Auf einer monochromen Flüssigkristallanzeige kann man die verbleibende Bildzahl, den eingestellten ISO-Wert, eine eventuell eingegebene Belichtungskorrektur, den Batteriezustand, die eingestellte Bildqualität (Auflösung/Kompression), die gewählte Weißabgleich-Einstellung, die Funktion des Selbstauslösers und den Betriebszustand (An/Aus) der Moiré-Unterdrückung ablesen. Der 1,8" breite LC-Farbbildschirm mit seinen 130.338 Bildpunkten dient seinerseits der Bildwiedergabe und der Einblendung der Menüs, wobei die Menüführung in 7 Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Japanisch, Niederländisch) erfolgt. Zu den zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten gehören u. a. die Parametrierung der Scharfzeichnung, der Farbsättigung und des Bildkontrastes; die Belichtungssteuerung und das Scharfstellen erfolgen über die aus der analogen Verwendung bekannten Bedienungselemente der Leica R8 und R9.

Einzigartig in dieser Form ist das Audio-Histogramm des Digital Modul R. Neben der grafischen Darstellung der Tonwertverteilung bzw. der über- und unterbelichten Bildpartien kann so auch akustisch vor potentiellen Fehlbelichtungen gewarnt werden. Mehrere Benutzerspeicher erlauben es, die persönlichen Einstellungen abzuspeichern und bei Bedarf wieder aufzurufen. Das Leica Digital Modul R besteht aus dem Rückteil selbst und aus einer so genannten "Power Unit" zur Stromversorgung, wobei die Abmessungen der Gesamtkonfiguration den Dimensionen einer Leica R8/R9 mit angesetztem Motor Drive R entsprechen (158 x 140 x 89 mm). Als Energielieferant kommt ein Lithiumionenakku (7,4 V bei 1.800 mAh) zum Einsatz; die Power Unit dient auch dem motorischen Aufzug des Verschlusses. Interessant ist dabei, dass der Verschluss selbst bei der Belichtung bis zu 16 Sekunden geöffnet bleiben kann und dass in der digitalen Konfiguration die R8/R9 im Serienbildmodus bis zu 10 Bilder in Folge bei einer Bildfolgerate von 2 Bildern pro Sekunde aufnehmen kann. Schnittstellenmäßig ist das Digital Modul R mit einer Firewire-Schnittstelle ausgerüstet. Zum Lieferumfang gehört neben einer Speicherkarte mit 256 MByte vom Typ SanDisk Ultra II und dem nötigen Zubehör zum Betrieb des Rückteils bzw. der Kamera auch eine an den verkleinerten Bildwinkel bei der digitalen Aufnahme angepasste Suchermattscheibe und ein komplettes Softwarepaket, bestehend aus Adobe Photoshop Elements 2 (PC/Mac), ACDSee PowerPack 6 (PC) und Flex Color for Leica DMR (PC/Mac).

Angesichts der exklusiven Preispolitik von Leica wundert es nicht, dass die unverbindliche Preisempfehlung für das Digital Modul R auf rund 4.500 EUR angesetzt ist. Man bekommt zwar dafür zweifelsohne eine Menge hochwertige Technik fürs Geld, aber es werden letztendlich wohl nur die Handvoll professioneller Leica-R-Fotografen und einige "Hardcore-Markenfetischisten" sich das Modul leisten können und wollen. Wer dennoch das Digital Modul R bereits auf seine Weihnachtswunschliste gesetzt hatte, muss wohl damit rechnen, dass nicht der Weihnachtsmann, sondern der Osterhase das heiß ersehnte Teil bringt; aber wer Leica-Qualität will, wird sich wohl in Geduld üben können.

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