Technik vom Feinsten im Retrolook

Lang erwartete Systemkamera Fujifilm X-Pro1 angekündigt

2012-01-10, aktualisiert 2012-02-01 Mit der X-Pro1 kündigt Fujifilm eine Systemkamera an, die schon bei der Vorstellung der X100 nahe lag. Bereits im vergangenen Herbst gab Fujifilm die Entwicklung einer solchen Digitalkamera bekannt, verriet aber keine weiteren Details. Jetzt ist klar: Sie kommt ganz nach der X100, besitzt also ein Gehäuse im Retrolook mit modernster Technik wie einen optischen Hybridsucher und einen revolutionären Bildsensor. Auch auf diesem Gebiet ist Fujifilm stets für Überraschungen gut, jetzt soll ein 16,3 Megapixel auflösender APS-C-CMOS dank einer neuen Pixelanordnung auf den üblichen Tiefpassfilter verzichten können und dadurch ungeahnte Bildschärfe liefern.  (Benjamin Kirchheim)

Fujifilm X-Pro1 Farbfilter [Foto: Fujifilm]Seien es der SuperCCD in verschiedensten Ausführungen oder zuletzt der EXR-Bildsensor: Fujifilm lässt sich stets etwas Neues einfallen, um die Bildqualität zu verbessern und orientiert sich dabei an Vorbildern wie dem analogen Film oder dem menschlichen Auge. Dieses Mal stellen keine sechs- oder achteckigen Pixel die Grundlage dar, sondern ein dem ersten Anschein nach gewöhnlicher CMOS-Sensor mit viereckigen Pixeln. Das Geheimnis steckt jedoch in der Farbfilterstruktur: Sechs mal sechs Pixel bilden eine Einheit, die wiederum aus vier Teilen à drei mal drei Pixeln besteht. Von diesen sind fünf grün und jeweils zwei rot und blau. Die Pixel sind dabei so angeordnet, dass in jeder Zeile und jeder Spalte sowie jeder zweiten Diagonale alle drei Grundfarben vorkommen. Ein wenig erinnert das Ganze an das japanische Zahlendenkspiel Sudoku. Ziel dieser Anordnung ist die Orientierung am Filmkorn, da diese Durchmischung der Farben grob betrachtet viel zufälliger erscheint als beim gewöhnlichen Bayer-Muster. Interessant sind auch die grünen Pixel, denn von weitem betrachtet sieht es so aus, als würden sich große und kleine grüne Pixel abwechseln. Fujifilm traut sich zu, auf den üblichen Tiefpassfilter zu verzichten, Fujifilm X-Pro1 [Foto: Fujifilm]der das Bild normalerweise immer leicht unscharf macht und dadurch Moirés und Aliasingeffekte verringert. Der neue Sensor verspricht also durch den überflüssigen Filter eine gnadenlose, pixelgenaue Detailschärfe wie man sie laut Fujifilm bisher allenfalls von digitalen Kleinbild-Vollformatkameras her kennt. Getauft hat Fujifilm diesen neuen Sensor "APS-C X-Trans CMOS Sensor". Er löst 16,3 Megapixel (4.896 x 3.264 Pixel) auf und misst 23,6 x 15,6 Millimeter, bietet also ein klassisches Seitenverhältnis von 3:2. Der Sensor weist standardmäßig einen Empfindlichkeitsbereich von ISO 200 bis 6.400 auf, der aber auf 100 bis 25.600 erweiterbar ist.

Doch ein guter Sensor allein reicht nicht für eine außerordentliche gute Kamera, eine weitere wichtige Zutat sind die hochwertigen Objektive, die Fujifilm X-Pro1 [Foto: Fujifilm]Fujifilm mit dem neuen X-Bajonett anbietet. Zum Start des System gibt es drei hochwertige Festbrennweiten (eine ausführliche Meldung folgt in Kürze). Das neue X-Bajonett besitzt ein Auflagemaß von 17,7 Millimeter und liegt damit nahe dem Sony-E-Bajonett des NEX-Systems, dessen Auflagemaß 18 Millimeter beträgt. Das bedeutet auch, dass sich praktisch alle analogen Objektive adaptieren lassen. Ein Leica-M-Adapter soll bereits in Entwicklung sein. Die Fokussierung der X-Objektive erfolgt über eingebaute Motoren, die Fokusmessung bewerkstelligt der Bildsensor per herkömmlicher Kontrastmessung. Die dritte wichtige Zutat ist der Bildprozessor mit dem geballten Know-How der Fujifilm-Ingenieure und Programmierer. Der Prozessor trägt den Namen EXR Prozessor Pro und zeigt damit die Anlehnung an die EXR-Technologie. Er soll besonders leistungsstark sein und so für eine präzise und schnelle Bilddatenverarbeitung sorgen.

Ein weiteres Highlight der X-Pro1 ist der optische Hybridsucher, der schon wie Fujifilm X-Pro1 [Foto: Fujifilm]bei der X100 einen großen, hellen optischen Sucher mit einem hoch auflösenden elektronischen vereint. So ist es möglich, wahlweise nur den optischen Sucher zu nutzen, transparent Leuchtrahmen, Aufnahmeinformationen, Gitterlinien etc. einzublenden oder den optischen Teil auszublenden und nur den elektronischen Sucher mit seinem Livebild zu verwenden. Dieser bietet feine 1,44 Millionen Bildpunkte Auflösung und eine Bildfeldabdeckung von 100 Prozent. Anders als bei der X100 verfügt der optische Teil des Suchers der X-Pro1 über eine bewegliche Linse, die eine Umschaltung der Vergrößerung als Anpassung an die verschiedenen Objektivbrennweiten bietet. Die Standardvergrößerung von 0,37 kommt beim Weitwinkel zum Einsatz, die 0,6-fache Vergrößerung dient der Anzeige bei Verwendung der Normalbrennweite und dem Teleobjektiv. Die Vergrößerung Fujifilm X-Pro1 [Foto: Fujifilm]kann aber auch manuell aktiviert werden. Bei Verwendung des EVF hingegen sieht man sowieso immer den Bildausschnitt des Objektivs, da dieser über das Livebild des Sensors generiert wird.

Auf der Rückseite besitzt die X-Pro1 einen drei Zoll (7,5 Zentimeter) großen Bildschirm mit 1,23 Millionen Bildpunkten. Jeweils vier Bildpunkte (Rot, Grün, Blau und Weiß) bilden dabei einen Pixel, wodurch der Bildschirm ein helleres Bild bietet, das bei Sonneneinstrahlung besser ablesbar sein soll. Er löst  genauso fein auf wie bisherige Displays mit 921.000 Bildpunkten. Die Verarbeitung des Metallgehäuses, das aus einer Magnesiumlegierung besteht, soll besonders hochwertig sein, zur besseren Griffigkeit ist es mit einer lederartigen Applikation versehen. Die Vorderseite ist frei von Schriftzügen, Kamera- und Markenname sind in der oberen Platte eingraviert. Bedient wird die X-Pro1 hauptsächlich über gefräste, mechanische Fujifilm X-Pro1 [Foto: Fujifilm]Drehrädchen. Dabei bietet die X-Pro1 aber auch viele elektronische Einstellmöglichkeiten und Ausstattungsdetails, wie sie bei einer modernen Digitalkamera nicht fehlen dürfen. Dazu gehören etwa die Filmsimulationsmodi, Mehrfachbelichtung, Motion Panorama oder die Videofunktion. Sie bringt es auf FullHD-Auflösung und schafft 24 Bilder pro Sekunde mit Stereoton, das entsprechende Mikrofon ist eingebaut. Die Länge eines einzelnen Videoclips ist auf maximal 29 Minuten begrenzt. Die Blendenvorgabe ist auch im Videomodus möglich, was ein Spiel mit der Schärfentiefe erlaubt.

Zum Zubehörsortiment gehören neben den bisher angekündigten drei Objektiven auch drei Systemblitzgeräte, das kleinste davon mit einer Leitzahl von 18 ist neu. Die bisherigen Systemblitzgeräte bieten eine Leitzahl von 20 und 42. Sogar über eine Blitzsynchronbuchse verfügt die X-Pro1, aber auch an eine moderne HDMI-Schnittstelle hat Fujifilm gedacht. Wie es sich für eine Retrokamera gehört, gibt es auch eine passende Ledertasche, die Objektiv und Kamera schützt. Diese passt allerdings nur zum Weitwinkel und Normalbrennweitenobjektiv, jedoch nicht zum Telemakro. Ab Mitte März 2012 soll die X-Pro1 in Schwarz zu einem Preis von 1.600 EUR verfügbar sein.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.