Historische Highlights

IFA und photokina und die digitale Revolution seit 1978 bis heute

2006-09-04 Auf der photokina dreht sich alles um das Thema Bild. Hier präsentiert sich eindrucksvoll die gemeinsame Zukunft von Photo, IT und Telekommunikation. "Imaging is more" – so heißt folgerichtig das Motto auf der photokina 2006. Die photokina macht Zusammenhänge deutlich, für Consumer und Professionals. Ihre Kompetenz und Stärke liegt in der Präsentation kompletter Wertschöpfungsstufen. Diese einmalige Vielfalt verleiht der photokina seit über 50 Jahren einen unverwechselbaren Charakter und eine eigene Dynamik.  (Harald Schwarzer)

Logo Photokina 2006 [Foto:Kölnmesse] Schon die erste photokina im Mai 1950 zeigte eindrucksvoll die Bedeutung dieser Ausstellung. Dr. h. c. Bruno Uhl, damaliger Direktor der Agfa in Leverkusen, gilt als ihr entscheidender Initiator und Organisator; er schrieb zur Eröffnung: "Die Kölner Messehallen haben den Besuchern der Photo- und Kino-Ausstellung jetzt ihre Pforten geöffnet. Ein Fernstehender könnte die Frage aufwerfen, ob der Photographie wirklich solch eine Bedeutung zukommt, dass eine ausschließlich auf ihre Belange zugeschnittene Ausstellung berechtigt ist … Wer heute noch so denkt, geht an der Wirklichkeit vorbei, und ein Besuch der Ausstellung wird ihn sehr bald eines Besseren belehren. Sie wird ihm ein Bild enthüllen, das die enge Verflechtung der Photographie mit fast allen Zweigen des privaten und öffentlichen Lebens sowie die Einführung photographischer Arbeitsmethoden in zahlreiche wirtschaftliche, technische, wissenschaftliche und soziale Bereiche eines Kulturvolkes überzeugend wiedergibt."

Früher wie heute stehen nicht nur die technischen Aufnahmegeräte und ihr Zubehör im Mittelpunkt des Interesses, sondern in den begleitenden Bilderschauen wird dem Besucher jeweils auch das zeitgenössische Schaffen der Fotografen/innen nahe gebracht. 1978 zeigten die Redakteure von "Bild der Wissenschaft" – in Zusammenarbeit mit dem Organisator der Bilderschauen Fritz L. Gruber – mit ihrer Ausstellung "Der Mensch entdeckt die Erde von oben" in beeindruckenden Satellitenaufnahmen die vielfältigen Möglichkeiten der elektronischen Bildverarbeitung. Noch standen diese Methoden nur wissenschaftlichen Anwendern zur Verfügung, aber mit dem Erscheinen der ersten Kamera für elektronische Bildspeicherung, der Sony Mavica, wurde der Grundstein für eine massive Verbreitung dieser Technik gelegt. Dieses Still-Video-Verfahren wurde übrigens nicht auf der photokina vorgestellt, sondern 1981 auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin.

Anzeige für Kodak Disc Kamera [Foto:Kodak] Die traditionellen Fotohersteller waren wachgerüttelt, und so zeigte Kodak 1982 auf der photokina seine Kompetenz in der Entwicklung von elektronischen Speichermedien. Auf dem Messestand wurde ein Gerät vorgeführt, das Aufnahmen mit einer Disc Kamera – ein gerade neu vorgestelltes Filmformat für Kleinstbildkameras – auf einem Spezialmonitor zeigte. Für diesen Scanner hatten die Ingenieure aus Rochester einen speziellen CCD-Chip entwickelt. Er besaß eine Auflösung von 350.000 Bildpunkten; das waren 1/3 mehr als die Mavica oder andere Still-Video-Kameras zu jener Zeit vorweisen konnten. Nachdem Sony und Canon ihre Prototypen bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles erfolgreich getestet hatten, Canon Video Floppy Disk [Foto:Harald Schwarzer] entstand eine gesteigerte Nachfrage bei den Zeitungsredakteuren nach diesen Still-Video-Systemen. Bereits im Frühjahr des Jahres hatten 32 Firmen aus der Elektronikindustrie das Komitee zur Förderung eines weltweiten Standards für Still Video Floppy Disk gegründet. Die Bildspeicherung erfolgt dabei als analoges Videosignal.

Auf der photokina im Herbst 1984 wurden weitere Prototypen präsentiert, u. a. von Copal, Hitachi und Panasonic. Der japanische Filmhersteller Fuji zeigte ein Überspielgerät für herkömmliche Fotos auf Disketten. Nach der Überspielung beim Fotohändler konnten die Fotos genau wie die Bilder der Still-Video-Kameras auf dem heimischen Fernsehbildschirm betrachtet werden. Der von Nikon vorgestellte Teletransmitter NT-1000 sollte – als Bindeglied zwischen herkömmlicher Fotografie und Elektronik – Kleinbildnegative direkt per analogem Telefonmodem übertragen können.

Canon RC701 [Foto:Canon] 1986 hatte sich die photokina ein neues Motto gegeben – statt "Weltmesse der Photographie" hieß sie nun "Weltmesse des Bildes". Immer noch sprachen die meisten Unternehmen der deutschen Fotoindustrie von überbewerteten Sensationen, wenn die Sprache auf elektronische Bildaufzeichnung kam. Dabei hatte Canon sein System konsequent weiterentwickelt und mit der RC-701 die erste marktreife Still Video Kamera vorgestellt. Die Lichtempfindlichkeit des 380.000 Bildpunkte aufweisenden CCD-Chips entsprach etwa ISO 320. Fünf speziell für diese Kamera entwickelte Minolta 9000 still video back [Foto:Minolta] Objektive wurden angeboten; auch normale FD-Objektive konnten verwendet werden; dabei war der Verlängerungsfaktor 4 bei der Bestimmung der Brennweite zu berücksichtigen. Die Sensation im Still-Video-Bereich allerdings fand man auf dem Messestand von Minolta: ein spezielles Rückteil (Still Video Back) zur Minolta 9000 mit einem 2/3 Zoll großen Bildsensor.

Auf der photokina 1988 gab es kaum einen bedeutenden Kamera- oder Filmhersteller, der nicht elektronische Bildverarbeitungssysteme – zumindest als Prototyp – vorstellte. Agfa zeigte ein zusammen mit Compugraphic entwickeltes Desktop Publishing (DTP) System, Polaroid den SW Still Video Prototyp HiRES 8801 mit extrem hoher Auflösung (1134 x 486 Pixel), Olympus die SV-100 Kamera, die sich mit dem Player SV-200 zu einer eleganten Einheit verbinden ließ, und Konica mit der KC-300 eine Kamera mit eingebautem Blitz und kabelloser Verbindung Canon ION RC-251 [Foto:Canon] zum Videoplayer. In Europa waren viele dieser Kameras nicht erhältlich, da die analogen Video-Signale nur für die amerikanische NTSC-Norm aufbereitet wurden. Canon kündigte als erster Hersteller ein System für die europäische PAL-Norm an: Die ION RC-251 wurde in Köln noch hinter verschlossenen Türen gezeigt und dann auf der IFA 1989 in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt . Sie kam rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft in den Handel und kostete ca. 1.500 DM

Still Video Kameras für den Amateurbereich waren nun Wirklichkeit geworden, aber schon war das Ende dieser analogen Bildspeicherung absehbar. Nachdem Fuji und Toshiba gemeinsam eine Digital Card Kamera mit 16 MBytes Card für die digitale Speicherung von zehn Bildern vorgestellt hatten, entwickelte Olympus ein neuartiges Datenkompressionsverfahren, das es erlaubte, 50 Bilder auf einer Digital Card zu speichern.

Kodak Photo CD Logo [Foto: Kodak] 1992 hatte die Digitalisierung in allen Multimedia Bereichen begonnen. Im Mittelpunkt der photokina stand das digitale Fotoalbum: die Photo CD von Kodak und Philips. Durch Kompression auf ca. 4,5 MBytes ließen sich 100 Bilder abspeichern und auf einem Photo CD Player oder einem PC mit CD-ROM-XA Laufwerk abspielen. Der Player kostete als Grundmodell ca. 800 DM und konnte auch Audio-CDs abspielen.

Agfa stellte sein Digital Print System (DPS) vor, mit dem Bilder von Photo-CDs, Disketten oder Streamern elektronisch bearbeitet und auf Farbnegativ-Papier belichtet werden konnten. Damit war die Grundlage für die heutigen Fotokioske in den Supermärkten und die Online-Fotodienste geschaffen. Die "Weltmesse des Bildes" war um die Bereiche "Ton und Professional Media" ergänzt worden und zeigte mit DAT (digital audio tape) und DCC (digital compact cassette) neue Tonträger. DAB (digital audio broadcasting) und DSR (digitaler Satelliten-Rundfunk) sollten Nachrichten und Musik von nun an digital ins Haus bringen. Denon, Grundig, Revox u. a. boten auf ihren Messeständen entsprechende Tuner an. Die zwei Jahre zuvor entwickelten Kompressionsverfahren JPEG und MPEG sind von da an als Defacto-Standards im Multimediabereich anzusehen. Erstmals im Rahmen der photokina wurde von der Deutschen Gesellschaft für Photographie e.V. DGPh das internationale Symposium on Electronic Photography (ISEP) veranstaltet; ein Thema war u. a. "Wie Computer sehen lernen".

Fuji DS-505A [Foto: Fuji] Schon Anfang der 90er Jahre hat Kodak seine digitalen Kameras der DCS-Serie auf Basis von Nikon Spiegelreflexkameras vorgestellt. Auf der photokina 1994 wurden nun die Modelle DCS 420 und DCS 460 gezeigt, die auf der Nikon F90 basierten. Die Speicherung der Bilder erfolgte mit auswechselbaren PCMCIA-ATA-Typ-III-Karten; auf 131 MBytes fanden bei der DCS 420 ca. 80 Bilder Platz. Nikon vertraute aber nicht nur auf die Zusammenarbeit mit Kodak, sondern hatte gemeinsam mit Fuji eine neue digitale Spiegelreflexkamera entwickelt. Dabei entfiel dank eingebauter Kondensoroptik der Brennweitenverlängerungsfaktor, der von – im Vergleich zum Kleinbildfilm – kleineren CCD-Sensoren hervorgerufen wird; die Anfangsöffnung aller Objektive wurde aber auf min. 1:6,7 reduziert. Als Fuji DS-505 oder Nikon E2 kosteten diese DSLRs ca. 20.000 DM.

Viel internationales Flair zeigte Köln im September 1996 zur photokina: 166.000 Besucher und fast 5.000 Journalisten aus 60 Ländern waren während der sechs Messetage zu Gast in der Domstadt. Zwei klare Trends zeichneten sich ab: Die digitale Fotografie war auf dem Sprung zum Massenmarkt; fast 80 verschiedene Kameramodelle wurden gezeigt und die Schallgrenze von 1.000 DM immer häufiger unterboten. Ca. 900 DM verlangte Agfa für die ePhoto 307; sie bot auf dem internen Speicher Platz für 36 oder 72 Bilder in VGA-Auflösung. Für ein Zoomobjektiv, eine PCMCIA-Schnittstelle oder ein LCD-Display war in der Preiskalkulation dieser Digitalen offenkundig kein Platz mehr.

Agfa ePhoto 307 [Foto:Harald Schwarzer] Der chemischen Fotografie wurden zu der Zeit weiterhin größte Chancen eingeräumt, denn Kodak, Fuji und Canon stellten APS (advanced photo system) vor. Neue Filmpatronen, kompakte Kameras und Schnittstellen zur digitalen Welt kennzeichneten den vor allem für Freizeitfotografen geschaffenen Standard. Sorgen um die erzielbare Bildqualität mussten sich die Anwender der chemischen Fotografie auch bei den kleineren APS-Negativen nicht machen: die Emulsionen waren allen 1996 im Massenmarkt verfügbaren CCD-Speicherchips deutlich überlegen. Eine Vielzahl von Sucherkameras mit Zoom und Autofocus waren ab 300 DM zu haben. Aber nicht alle Berichterstatter schlossen sich der Euphorie der Industrie für APS an; denn Olympus und Canon hatten Modelle mit bis zu 800.000 Pixeln angekündigt, und immerhin wollte Casio bis zum Jahresende weltweit monatlich ca. 30.000 Stück seiner QV-10 (mit eingebautem LCD-Monitor) zum Preis von ca. 1.800 DM verkaufen.

Casio QV 10  [Foto: Casio] Kurz nach der photokina 1996 ging die Internetseite www.digitalkamera.de ans Netz; gibt man heute in der Volltextsuche den Begriff "photokina" ein, erhält man 122 Treffer. Schon in der ersten Meldung zu diesem Thema vom 07.09.1997 machte sich die Redaktion Gedanken über die richtige Messe für neue Produktpräsentationen: "Digitale Standbildkameras sind schwer einzuordnen. Gehören Sie auf eine Fotomesse? Auf eine Computermesse? Auf eine Unterhaltungselektronik-Messe? Digitalkameras verbinden alle diese Welten und sind daher auf allen drei Messen anzutreffen. Auf der CeBIT jedes Jahr im Frühjahr in Hannover genauso wie auf den Messen im Spätsommer: der photokina in Köln und der IFA in Berlin, die beide im Abstand von zwei Jahren stattfinden und sich abwechseln.

Olympus 800L  [Foto: Olympus] Auf der photokina 1996 fiel praktisch der Startschuss für die Digitalfotografie im privaten und semiprofessionellen Bereich. Dort stellten etliche Hersteller ihre ersten Digitalkameras vor, und die wenigen bereits etablierten Hersteller zeigten Neuentwicklungen. Als mittlere Sensation galt die Olympus C-800 L,die erstmals eine höhere Auflösung im bezahlbaren Preissegment bot und sich folglich in den dann folgenden Monaten zum Verkaufsschlager entwickelte. Auf der CeBIT '97 kamen dann auch Fuji und Kodak mit höher auflösenden Modellen, und unzählige andere Hersteller stellen ihre Erstentwicklungen vor, so dass unsere Marktübersicht inzwischen weit über 40 verschiedene Kameras enthält." (Zitat Ende).

Mehr als 1.300 Modelle umfasst die digitalkamera.de- Marktübersicht nach nunmehr 10 Jahren, und viele wichtige Trends und Neuheiten wurden im Rahmen der photokina zum ersten Mal gezeigt; einen Überblick zeigt die folgende Tabelle.

Jahr Anbieter Land Typ Produkt Meldung bei
digitalkamera.de
1998 Minolta Japan Dimage EX 1,5 Megapixel Kamera mit abnehmbaren Objektiv 09.09.1998
1998 Casio Japan QV-7000 SX 1,3 Megapixel Kamera mit schwenkbarer Optik 15.09.1998
1998 IBM USA Microdrive Festplattenspeicher 340 MB 23.09.1998
2000 Fujifilm Japan FinePix 4900 Zoom 2,4 Megapixel Kamera 02.08.2000
2000 Chase Groß Britanien Swift Syncro Multiformat Kartenlesegerät 11.08.2000
2000 Ricoh Japan RDC-i 700 3,3 Megapixel Kamera mit Modemanschluss 08.09.2000
2000 Kodak USA Picture Maker 200 Fotodrucker 11.09.2000
2002 Foveon USA Foveon Sensor 16 Megapixel CMOS Sensor 22.09.2000
2002 Fujifilm Japan FinePix S304 3,2 Megapixel Kamera mit xD Card 01.08.2002
2002 Olympus Japan C-5050 zoom 5 Megapixel Kamera 19.08.2002
2002 Casio Japan Exilim Ex-S2 2 Megapixel Kamera in Scheckkartengröße 30.08.2002
2002 Nikon Japan Coolpix 430 4,3 Megapixel Kamera 31.08.2002
2002 Canon Japan EOS-1Ds 11 Megapixel DSLR Kamera 24.09.2002
2002 Panasonic Japan Lumix DMC-FZ1 2,1 Megapixel Kamera mit O.I.S. 25.09.2002
2003 Kodak/Olympus USA/Japan Four Thirds Wechselobjektivsystem 25.09.2002
2004 Leica Deutschland Digital-Modul-R Digitalrückteil für Leica R 26.06.2003
2004 Metz Deutschland Mecablitz 54 AF-1 Blitzgerät 16.08.2004
2004 Konica Minolta Japan Dynax 7D 6,1 Megapixel DSLR Kamera mit Antishake 15.09.2004
2004 Concord Deutschland
WiFi Modul 26.09.2004
2004 Sony Japan Memory stick PRO 2 Gigabyte Speicherkarte 01.11.2004
2004 MediaNord Deutschland Eindrücke von der photokina
08.10.2004

Die Flut der Neuheiten reißt nicht ab, so dass sich die Veranstalter der IFA entschlossen haben, die Internationale Funkausstellung im jährlichen Rhythmus stattfinden zu lassen. Sie findet Anfang September, also vier Wochen vor der photokina, statt. Gibt es da thematische Überschneidungen, und wie kann sich die photokina positionieren ?

"imaging is more" ist das photokina-Motto 2006, das den Besucher zum ersten Mal in den teilweise neu erbauten Kölner Messehallen empfängt. Neu ist auch die Hallenaufteilung: Im Rahmen einer am Imaging-Workflow orientierten Veranstaltungsstruktur werden die Themen Bilderfassung, Bildspeicherung und -bearbeitung, Bildübertragung und Service sowie Bildausgabe, Zubehör und Verbrauchsmaterialien gebündelt präsentiert.

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