Alternativen für Infrarotfotografen

Hoya kündigt Produktionsstopp für IR-Filter an

2008-02-12 Der renommierte japanische Glas- und Filterhersteller Hoya hat bis auf Weiteres die Produktion des beliebten Infrarot-Filters R72 eingestellt, das sichtbares Licht bis 720 Nanometer (nm) Wellenlänge sperren kann und daher für Infrarotaufnahmen geeignet ist. Als Grund für den Produktionsstopp gab Hoya die überraschende sofortige Produktionseinstellung des dafür erforderlichen Spezialglases vom (nicht genannten) Glas-Zulieferer an. Man sei bemüht, einen Ersatzanbieter zu finden, ist sich aber nicht sicher, dass die Produktion je wieder aufgenommen werden könne. Profi- und Amateurfotografen kann daher derzeit nur geraten werden, auf vergleichbare Filter anderer Hersteller auszuweichen, die ähnliche Transmissionskurven aufweisen. Dazu gehören Kodak Wratten (in Lizenz bei Tiffen), Schott/Helioplan und B+W (Schneider Kreuznach).  (Jan-Gert Hagemeyer)

Hoya R72 Infrarotfilter 67 mm [Foto: Imaging One GmbH] Digitalfotografie im IR-Bereich ist ein Ding für sich. CCD- oder CMOS-Bildsensoren sind nämlich von Hause aus panchromatisch, d. h. sie sind für das gesamte Spektrum des Lichts – von 400 nm (Blau) bis 2.400 nm (Infrarot) – empfindlich. Um die Sensoren allein für den sichtbaren Lichtbereich (er reicht von ca. 400 bis 780 nm) zu sensibilisieren, müssen daher Infrarot-Sperrfilter verwendet werden, die meist – mit dem so genannten Tiefpass-Filter kombiniert – vor den Bildsensoren angeordnet sind und den spektralen Infrarotbereich oberhalb von ca. 700 nm überwiegend sperren. Will man nun jedoch bewusst ausschließlich im Infrarot-Bereich des Lichtspektrums fotografieren – etwa aus künstlerischen, wissenschaftlichen, militärischen oder technischen Gründen –, so sind diese Sperrfilter äußerst hinderlich. Infrarotaufnahme bei Sonnenschein [Foto: Morten Möller] Im IR-Bereich fotografiert man daher am besten mit Kameras ohne IR-Sperrfilter (z. B. der Canon EOS 20Da, der Sigma SD 14 mit herausgenommenem IR-Filter oder mit Spezialmodellen mit ausgebautem Tiefpassfilter); aber auch mit vielen digitalen Kameras in Standardausführung, die noch eine Restempfindlichkeit für IR-Licht besitzen, ist IR-Fotografie möglich; besonders beliebt bei IR-Fotografen sind etwa die Canon G1 bis G3 oder die Sony DSC-F707, F717 und F828 mit NightShot-Aufnahmemodi.

Allerdings ist es für monochrome oder farbige IR-Aufnahmen nun erforderlich, so genannte IR-Schwarzfilter – wie eben das Hoya R72 – vor dem Objektiv zu verwenden. Vor das Objektiv geschraubt, sperrt es das sichtbare Spektrum (bis 720 nm) bis zu ca. 90 %. Auf diese Weise werden dann interessante Infrarotaufnahmen möglich, wobei allerdings lange Belichtungszeiten (Filterfaktor ist ca. 20 bis 40) erforderlich sind. Ähnliche Wirkungen wie das nun nicht mehr verfügbare Hoya-Filter R72 haben zum Beispiel Filter, die aus Spezialglas der Mainzer Optikglasschmelze Schott AG hergestellt werden. Das ist vor allem das IR-Filter B+W 092 von Schneider Kreuznach. Das fast schwarze, vor einer Lichtquelle aber dunkelpurpurrote B+W-IR-Filter 092 (aus Schottglas RG 695) sperrt das sichtbare Licht bis 650 nm, und erst knapp unter 700 nm lässt es 50 % durch; für 730 nm bis 2.000 nm (den Infrarotbereich) liegt die Transmission über 90 %. In der bildmäßigen (vor allem Schwarzweiß-) Fotografie erfordert es Verlängerungsfaktoren von 20 bis 40 (wie das Hoya R72). Die vergleichbaren Schott-Helioplan IR-Filter haben die Bezeichnung RG 695 (identisch mit B+W 092), RG 715 und RG 9. Die ähnlichen Kodak-Wratten-IR-Filter (in Lizenz bei Tiffen) tragen die Bezeichnung 89B bzw. 87C.

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