Digitalkamera bald im exklusiven Seidenschal eingepackt?
Hermès will sich zu 30 % am Kapital der Leica Camera AG beteiligen
2000-11-24 Werden in Zukunft die Digitalkameras von Leica im exklusiven Seidenschal eingepackt oder mit Hermès-Schulterschlaufe geliefert? Jedenfalls hat die Hermès-Gruppe, die für ihre Nobel-Artikel weltweit hauptsächlich in Jetset-Kreisen bekannt ist, der Leica Camera AG angeboten, etwa 30 % des Kapitals zu übernehmen. Die Leica Camera AG ist der Hermès-Offerte nicht abgeneigt. (Yvan Boeres)
Hier die gemeinsame
offizielle Pressemitteilung der beiden Unternehmen:
Der Vorsitzende des Vorstands der Leica Camera AG, Hanns-Peter Cohn, und
der Präsident von Hermès, Jean-Louis Dumas, geben hiermit ihre Absicht
bekannt, die beiden Unternehmen partnerschaftlich zu verbinden. Zu diesem Zweck
unterbreitet Hermès International SCA in Deutschland ein freundliches
öffentliches Übernahmeangebot für 30 % des Grundkapitals der Leica
Camera AG, was einem Investitionsvolumen von etwa 17 Millionen Euro
entspricht. Der angebotene Kaufpreis beträgt 12,50 Euro pro Aktie. Im
Vergleich zu dem durchschnittlichen Börsenkurs der letzten drei Monate ist dies
ein Aufpreis von 30 %. Die Angebotsfrist läuft vom 22. November 2000
bis zum 20. Dezember 2000. Der Vorstand der Leica Camera AG
begrüßt den Eintritt dieses erstklassigen Partners. Mit dem Vorhaben verbinden
sich zwei Unternehmen mit einer ausgeprägten Kultur, die sich seit ihrer
Gründung gleichermaßen durch Innovationsfähigkeit und Erstklassigkeit
auszeichnen. Er sieht in dem öffentlichen Übernahmeangebot von Hermès
International SCA eine faire Bewertung der Leica-Aktie und hält den angebotenen
Kaufpreis von 12,50 Euro je Aktie für mit Blick auf die Kursentwicklung
für attraktiv. Er empfiehlt daher den Leica-Aktionären, ihre Aktien gemäß
dem Übernahmeangebot anzubieten.
Die Leica Camera AG, die auf den Fotobereich der 1849 gegründeten
Optischen Werke Ernst Leitz zurückgeht, ist heute auf die Fertigung
hochqualitativer optischer Produkte und Kameras spezialisiert. Die Gesellschaft
hat weltweit insbesondere dank ihrer legendären Leica M6-Kamera und ihrer
Hochleistungsferngläser einen ausgezeichneten Ruf.
Die 1837 gegründete Hermès-Gruppe hat in 14 Geschäftsfeldern handwerkliche
Fähigkeiten auf höchstem Niveau entwickelt, darunter Sattlerei und Lederwaren,
Seidentücher und -krawatten, Kleidung, Uhren, Tafelkultur, Schmuck,
Wohn-Accessoires und Parfum. Mit der neuen Partnerschaft setzt Hermès die seit
20 Jahren verfolgte Strategie fort, sich mit den jeweiligen Meistern ihres
Faches zu verbinden. Allianzen bestehen unter anderem mit dem Schuhhersteller
John Lobb, dem Kristallwarenhersteller Cristalleries de Saint-Louis, dem
Produzent von Silberwaren Orfèvrerie Puiforcat, dem Tuchhersteller Tissages
Perrin und dem Modehaus Jean-Paul Gaultier, an dem Hermès kürzlich eine
Beteiligung in Höhe von 35 % erwarb.
Während des am 31. März 2000 beendeten letzten Geschäftsjahres
erzielte die Leica Camera Gruppe einen Umsatz von 141 Millionen Euro
und ein Betriebsergebnis von 3,6 Millionen Euro. Der konsolidierte
Umsatz der Hermès-Gruppe betrug 1999 927 Millionen Euro und das
Betriebsergebnis 192 Millionen Euro.
Die Modalitäten des öffentlichen Übernahmeangebots sind in einer
Angebotsunterlage niedergelegt, die den zuständigen Behörden vorliegt und am
22. November in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dem Handelsblatt sowie
der Wetzlarer Neuen Zeitung veröffentlicht wird.