Praxistest

Geotagging mit Sony GPS-CS3 ausprobiert

2009-10-30 Geotagging mit beliebigen Digitalkameras ist noch immer mit viel Aufwand verbunden – einen GPS-Anschluss besitzen die meisten Wald- und Wiesenkameras genauso wenig wie ein eingebautes GPS. Nutzt man einen einfachen GPS-Logger, müssen die Positionen anschließend mit einer Software auf dem Computer mit den Bildern synchronisiert werden. Sony möchte mit dem GPS-CS3 Abhilfe schaffen: Das Gerät zeichnet die Route auf und verfügt über einen Speicherkartenplatz für SDHC und MemoryStick, womit die Bilder ohne externe Hilfe vertaggt werden sollen. Ob das Gerät tatsächlich etwas taugt, haben wir getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Sony GPS-CS3 Logger [Foto: MediaNord]Mit Maßen von 57 x 80 x 23 mm und einem Gewicht von 93 g inkl. Batterie lässt sich das GPS-CS3 ganz gut in einer Tasche verstauen und tragen, es kann aber auch in der mitgelieferten Tasche an den Gürtel geschnallt oder an der Kameratasche bzw. dem Rucksack befestigt werden. Die Stromversorgung wird praktischerweise mit einer AA-Zelle (Mignon) erledigt; die sind weit verbreitet, und es gibt verschiedenste Typen, von Einweg wie Alkaline oder Lithium bis hin zu NiMH-Akkus. Eine normale Alkaline-Zelle soll dabei rund 15 Stunden halten – also etwa ein bis zwei "Fototage" (je nachdem, wie lange man aktiv unterwegs ist). Die Batterie steckt hinter einer großen Klappe auf der Gehäuserückseite, wo auch der Speicherkartensteckplatz "versteckt" ist. Das Kunststoffgehäuse wirkt gut verarbeitet und ausreichend robust, wobei es nicht gegen Staub und Spritzwasser geschützt ist.

Die Bedienung erfolgt über vier Tasten an der rechten Gehäuseseite, ein "Hold"-Schieber sorgt dafür, dass diese bei ungewollter Betätigung ("Tastensperre") keine Funktion auslösen. Oben auf dem Gerät befindet sich der Einschaltknopf, der sowohl zum Ein- als auch zum Ausschalten etwas länger gedrückt werden muss. Ein relativ grob pixeliges und beleuchtetes Monochromdisplay auf der Vorderseite dient als Statusanzeige und zur menügesteuerten Bedienung. Die Beleuchtung schaltet sich nach kurzer Zeit ab und aktiviert sich beim Betätigen einer Taste. Je nachdem, wie lange das GPS ausgeschaltet war, dauert die Satellitensuche kürzer (ca. 15 s) oder länger (bis zu ca. 2 Minuten). Sony GPS-CS3 Logger [Foto: MediaNord]Die Empfangsempfindlichkeit ist dabei äußerst gut. Im Freien ist es kein Problem, das Gerät am Körper in einer Tasche zu tragen, hohe Gebäude beeinträchtigen das Signal ebenfalls kaum. Selbst am Fenster oder ein paar Meter weiter im Innenraum gibt es einwandfreien Empfang. Signalstärke, Batteriezustand und die Position (nur der Längen- und Breitengrad, keine Feineinteilung in Minuten und Sekunden) werden auf dem Bildschirm angezeigt.

Der interne Speicher des GPS-CS3 ist 128 MBytes groß und reicht für rund 360 Stunden an Logs. Bei 8 Stunden Tagespensum kommt man 45 Tage aus, selbst wenn man sich 16 Stunden pro Tag in Bewegung befindet, reicht der Speicher für drei Wochen. Man sollte selbstverständlich nicht vergessen, den Speicher vor einer Urlaubsreise zu löschen. Wichtig ist, die richtige Zeitzone im Menü zu wählen und auch die Kamerauhr darauf abzustimmen, damit beim Abgleich, der über die Aufnahmezeit erfolgt, später auch die richtigen Positionsdaten in die Bilder gespeichert werden. Über eine Standard-USB-Mini-Schnittstelle können die Routen des internen Speichers ausgelesen werden, das GPS meldet sich dabei als Laufwerk am Rechner an – das funktioniert sowohl auf PC unter Windows als auch unter Linux sowie auf Macintosh-Computern. Die Routen kann man beispielsweise für eine Kartendarstellung gut verwenden.

Das Vertaggen der aufgenommenen Fotos ist denkbar simpel. Man nimmt die SD-Speicherkarte (oder den MemoryStick) aus der Kamera und steckt sie ins GPS. Über das Menü wählt man den Punkt "Matching" aus. Das GPS erkennt, für welche Bilder passende Positionsdaten vorliegen und Sony Picture Motion Browser – Kartenansicht [Foto: MediaNord]welche ggf. schon Positionsdaten haben und zeigt an, wie viele Bilder nun vertaggt werden können. Das Taggen selbst dauert dann etwa 1,5 Sekunden pro Bild, sofern man das "Quick Matching" in den Einstellungen aktiviert hat. Beim normalem Matching werden Sicherungskopien angefertigt, um das Taggen rückgängig machen zu können. Das Taggen selbst dauert dann aber mit 5,2 Sekunden pro Bild deutlich länger. Das Sony-GPS kommt mit allen JPEG-Bildern klar, sofern sie den EXIF-Standard 2.2 erfüllen, was auf alle modernen Digitalkameras der letzten Jahre zutrifft. Bilder im RAW-Format werden dagegen grundsätzlich nicht unterstützt.

Zum Lieferumfang des etwa 110-150 Euro teuren GPS-CS3 gehören sowohl eine deutsche Bedienungsanleitung als auch die Picture-Utility-Software von Sony, mit der sich Bilder importieren und verwalten lassen. Selbstverständlich ist damit auch die Anzeige der Bilder in einer Landkarte möglich, wofür eine Internetverbindung benötigt wird. Die Speicherung der GPS-Koordinaten in den Bildern erfolgt vom GPS-CS3 aber standardkonform, d. h. jedes Programm, das die GPS-Koordinaten aus dem EXIF-Header auswerten kann, zeigt die Bilder auch entsprechend an. Auch Online-Communities wie locr.de erkennen die Koordinaten problemlos.

Fazit Das Sony GPS-CS3 überzeugt auf ganzer Linie. Es bietet ausreichend Speicherplatz (>3 Wochen) für GPS-Routen, läuft mit nur einer Standardbatterie einen Tag lang und bietet einen hervorragenden Empfang. Dank Display ist die Bedienung denkbar einfach, auch das Vertaggen der Fotos (nur JPEG) von der Speicherkarte (SDHC oder MemoryStick) ist kinderleicht. Für rund 135 EUR erhält der Kunde ein sehr zuverlässiges Gerät, das seinen Preis wert ist.

Kurzbewertung

  • Geotagging per Speicherkartenschacht direkt im Gerät
  • Informatives, beleuchtetes Display
  • Routenspeicher für mehr als 3 Wochen
  • Starke Empfangsleistung
  • Einfache Bedienung
  • Unterstützt nur JPEG
  • Kein Spritzwasserschutz
  • Unterstützt nur SDHC und MemoryStick, keine CompactFlash-Speicherkarten

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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.