Kompaktkamera-Klassiker neu aufgelegt

Fujifilm bringt mit der X100F die vierte Generation des Klassikers

2017-01-19 Mit der X100 gelang Fujifilm auf der Photokina 2010 ein Paukenschlag. Die Festbrennweiten-Kompaktkamera mit optisch-elektronischem Hybridsucher erinnert an klassische Leica-Messsucherkameras und begründete nicht nur eine erfolgreiche Kameraserie und Marktnische, in die andere Hersteller folgten, sondern legte auch den Grundstein für die späteren Wechselobjektiv-Kameras des Fujifilm X-Systems. Mit der X100F stellt Fujifilm nun die vierte Generation vor und bringt die schicke Retrokamera technisch teilweise auf den aktuellen Stand, etwa mit einem 24-Megapixel-Sensor. 4K-Video gibt es hingegen wie bei der X-Pro2 nicht.  (Benjamin Kirchheim)

Das zentrale Herausstellungsmerkmal der X100-Serie ist sicherlich der optisch-elektronische Hybridsucher, den Fujifilm nun weiter verbessert hat. Mittels eines Hebels kann ganz einfach zwischen dem optischen und elektronischen Suchermodus gewechselt werden, wobei der optische Sucher digitale Einblendungen beherrscht. So kann nun ein elektronisches Messsucherbild eingeblendet werden, das eine Überprüfung der Belichtung und des Weißabgleichs erlaubt. Neben der Option Vollbild gibt es auch eine 2,5- oder sechsfache Vergrößerung. Auch die digitalen Fokusassistenten wie der digitale Schnittbildindikator oder das Fokuspeaking lassen sich damit im optischen Sucher verwenden. Die integrierte Parallaxen-Korrektur erfolgt übrigens über eingeblendete Leuchtrahmen. Der elektronische Sucher löst 2,36 Millionen Bildpunkte auf und bietet nun eine auf 60 fps verbesserte Bildwiederholrate. Zudem deckt er im Gegensatz zu den 92 Prozent des optischen Suchers 100 Prozent des Bildfelds ab.

Der nun verwendete APS-C-Bildsensor X-Trans CMOS III löst mit 24 Megapixeln 50 Prozent höher auf als das Vorgängermodell. Wie gewohnt kommt dabei die spezielle Farbfiltermatrix von Fujifilm zum Einsatz, die nicht anfällig für Moirés ist und damit einen auflösungsmindernden Tiefpassfilter erspart. Auch die Farbwiedergabe dieses Sensors ist sehr gut, bietet er doch in jeder Zeile und Spalte alle drei Grundfarben im Gegensatz zu den zwei Grundfarben des klassischen Bayerfilters. Zur Bildverarbeitung steht dem Sensor der X Prozessor Pro zur Seite. Er sorgt auch für die schnelle Fokussierung, für die der neue Bildsensor doppelt so häufig ausgelesen wird wie noch das Vorgängermodell. Auch im Gegenlicht kann nun besser fokussiert werden. Die X100F verfügt über 91 AF-Punkte (maximal sind 325 Punkte möglich). Die 40 zentralen AF-Punkte werden von Phasendetektionspixeln unterstützt, die 40 Prozent der Bildfläche abdecken. Der Kontrastautofokus, der nun bis -3 EV arbeitet, deckt 85 Prozent des Bildfelds ab. Der Autofokus bietet verschiedene Modi wie den Mehrfeld-AF, Zonen-AF oder 1-Punkt-AF. Auch der AF-C wurde weiterentwickelt und bietet nun verschiedene Verfolgungs-Modi.

Die 23mm-Festbrennweite (Kleinbild-äquivalent 35 mm) bietet eine Lichtstärke von F2 und einen mechanischen Blendenring sowie einen einschwenkbaren Neutraldichtefilter, der drei Blendenstufen Licht schluckt, damit auch in hellen Umgebungen mit Offenblende zur Bildgestaltung gearbeitet werden kann. Die optische Konstruktion des Objektivs besteht aus acht Elementen in sechs Gruppen, darunter eine Doppelasphäre sowie eine Konvexlinse aus hochbrechendem Glas. Das Objektiv wurde speziell für diese Kameraserie gerechnet. Jede der Linsen verfügt über die HT-EBC-Vergütung, was Geisterbilder und Streulicht effektiv unterdrücken soll.

Deutliche Änderungen gibt es am Bedienkonzept. So bietet das Objektiv zusätzlich zum Blendenring ein Steuerrad, das mit verschiedenen Optionen belegt werden kann. ISO- und Zeitenrad wurden auf der Oberseite vereint, zusätzlich gibt es ein Belichtungskorrekturrad. Die Bedienelemente auf der Kamerarückseite sind nun alle rechts vom Display zu finden, um die Kamera am Auge besser bedienen zu können. Die Deckkappe sowie die Bodenplatte des Gehäuses bestehen übrigens aus einer Magnesiumlegierung, der Rest des Gehäuses ist mit einer lederähnlichen Ummantelung für eine gute Griffigkeit versehen. Die X100F ist übrigens komplett "Made in Japan", wie Fujifilm betont. Der rückwärtige 7,6-Zentimeter-Bildschirm bringt es auf eine Auflösung von 1,04 Millionen Bildpunkten.

Videos nimmt die X100F leider weiterhin maximal in Full-HD-Auflösung auf. Wie schon bei der X-Pro2 ist der Prozessor zwar 4K-fähig, Fujifilm nutzt diese Funktion aber bewusst nicht, weil die Kamera klassische Fotografen ansprechen soll. Die Bildwiederholrate beträgt 24 bis 60 Bilder pro Sekunde, auch die Filmsimulationseffekte und der AF-C stehen bei der Filmaufnahme bereit. Zudem kann ein externes Mikrofon angeschlossen werden. Neu ist der Schwarzweiß-Filmsimulationmodus Acros. Zudem lassen sich alle Filmsimulationsmodi mit einem Körnungseffekt in zwei Stufen kombinieren, die das Filmkorn nachstellen sollen. Eine Mehrfachbelichtungsfunktion, ein integrierter Rohdatenkonverter und eine Zeitrafferfunktion stehen ebenfalls zur Verfügung.

Dank integrierten WLANs kann die X100F mit dem heimischen PC oder einem Smartphone oder Tablet mit Android oder IOS verbunden werden, um Bilder und Videos zu übertragen. Bei der Smartphoneverbindung können zudem Geotags übertragen werden und eine Fernsteuerfunktion via App samt Livebildübertragung steht zur Verfügung. Des Weiteren kann die Kamera direkt drahtlos auf Instax-Druckern Bilder zu Papier bringen.

Ab Mitte Februar 2017 soll die Fujifilm X100F zu einem Preis von knapp 1.400 Euro erhältlich sein. Damit entwickelt sich der Preis von 1.000 Euro für die X100 über 1.200 Euro für die X100S und X100T leider weiter nach oben. Ein Großteil des Zubehörs der X100 lässt sich weiterhin verwenden, etwa die Gegenlichtblende LH-X100, der Adapterring AR-X100, der Weitwinkelkonverter WCL-X100 oder der Telekonverter TCL-X100. Passend zur wahlweise schwarzen oder silber-schwarzen X100F bietet Fujifilm zudem eine knapp 110 Euro teure Ledertasche LC-X100F an, bei der Speicherkarte und Akku weiterhin zugänglich bleiben. Wer noch keine Konverter besitzt, sollte zu den neuen IIer-Modellen greifen. Der WCL-X100 II verringert die Brennweite um das 0,8-fache auf 28 Millimeter Kleinbildäquivalent, der Telekonverter TCL-X100 II hingegen verlängert die Brennweite 1,4-fach auf 40 Millimeter entsprechend Kleinbild. Die neuen Konverter werden von der Kamera automatisch erkannt und optische Fehler entsprechend korrigiert, wohingegen man die alten Konverter noch im Menü aktivieren muss.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.