Flaggschifftechnologie für unter 1.000 Euro

Fujifilm X-T20 erbt die Spitzentechnologie der X-T2

2017-01-19 Mit der X-T20 stellt Fujifilm der X-T2 ein kleineres Schwestermodell an die Seite, das die wichtigsten Technologien des Flaggschiffmodells erbt. Dazu gehören etwa der 24 Megapixel auflösende CMOS-Sensor im APS-C-Format, der X Prozessor Pro, die 4K-Videofunktion und der schnelle Autofokus. Vom Vorgängermodell X-T10 übernommen werden beispielsweise der elektronische Sucher, das WLAN oder das klappbare Display, wobei es sich nun um einen Touchscreen handelt.  (Benjamin Kirchheim)

Flaggschiffmodelle bieten das Beste an Technik, was der Hersteller zu bieten hat, kosten aber auch einen stolzen Preis. Deutlich erfolgreicher sind meistens die Modelle eine Klasse tiefer, die viel Ausstattung zum leistbaren Preis bieten. Die X-T10 oder X-E2 sind solche Modelle von Fujifilm, wobei die X-T10 der X-T1 nacheiferte. Entsprechend handelt es sich bei der nun vorgestellten X-T20 um eine geschrumpfte X-T2, die fast alles an Ausstattung in einem etwas kleineren, nicht ganz so robusten Gehäuse mitbringt. So fehlt es der X-T20 etwa am Staub- und Spritzwasserschutz des größeren Schwestermodells. Dennoch ist das Gehäuse robust gebaut, Deck- und Bodenplatte bestehen aus einer Aluminiumlegierung. Im Gegensatz zur X-T2 bietet die X-T20 wie schon die X-T10 einen eingebauten Pop-Up-Blitz. Das 7,6 Zentimeter große Display lässt sich nach oben und unten klappen (das der X-T2 auch seitlich), jedoch handelt es sich erstmals um einen (komplett abschaltbaren) Touchscreen. Damit kann beispielsweise der Fokuspunkt per Fingertipper gesetzt oder auch ausgelöst werden. Im Wiedergabemodus erlaubt der Touchscreen ein Blättern in den Aufnahmen mittels Wischgeste sowie ein Hineinzoomen in die Aufnahmen wie vom Smartphone gewohnt. Die Auflösung verbleibt bei 920.000 Bildpunkten

Beim Bildaufnahmesensor handelt es sich nun um den X-Trans CMOS III Sensor, der 24 Megapixel auflöst. Seine spezielle Farbfilteranordnung unterdrückt trotz fehlenden Tiefpassfilters wirksam Moiré-Effekte und löst zudem in jeder Spalte und Zeile alle Grundfarben auf und nicht nur zwei, wie die klassische Bayer-Farbfilteranordnung anderer Kameras. Den X Prozessor Pro mit seinen vielen schnellen Rechenkernen erbt die X-T20 ebenfalls von der X-T2. Dies ermöglicht einen schnellen Autofokus, die X-T20 arbeitet nun mit 91 Fokuspunkten (bis zu maximal 325), von denen die 40 zentralen Punkte, die 40 Prozent des Bildfelds abdecken, als schnelle Phasensensoren arbeiten. Der Autofokus bietet verschiedene Modi, etwa eine Mehrfeldsteuerung, eine Zonensteuerung oder eine Ein-Punkt-Steuerung. Auch der AF-C lässt sich konfigurieren und bietet fünf verschiedene Modi, um verschiedenen Action- und Sport-Aufnahmesituationen gerecht zu werden. Durch eine gegenüber der X-T10 verdoppelte Sensorausleserate soll aber auch der Kontrastautofokus schneller arbeiten. Für die manuelle Fokussierung stehen eine Fokuslupe, Fokuspeaking, eine Fokusskala samt Schärfentiefeanzeige sowie eine digitale Schnittbildindikatoranzeige als Hilfen zur Verfügung.

Dank des leistungsfähigen Prozessors und des neuen Sensors ist die Fujfilm X-T20 in der Lage, Videos in 4K-Auflösung aufzuzeichnen. Bei 3.840 mal 2.120 Pixeln werden maximal zehn Minuten am Stück 30 Bilder pro Sekunde aufgenommen. Übrigens lässt sich das externe Stereomikrofon MIC-ST1 für besseren Stereoton anschließen. In Full-HD stehen 24, 25, 30, 50 und 60 Bilder pro Sekunde zu Verfügung, die maximale Aufnahmelänge beträgt hier 15 Minuten. Per Touchscreen lässt sich der Fokuspunkt auch während der Videoaufnahme verschieben und die typischen Filmsimulationen stehen nicht nur bei Foto-, sondern auch bei Videoaufnahmen zur Verfügung. Dabei ist der Acros-Modus neu, der eine differenzierte Schwarzweißaufnahme erlaubt. Über Fotos lässt sich sogar ein künstliches Filmkorn legen, auf Wunsch auch nachträglich bei der kamerainternen Raw-Entwicklung. Um leichter vom Foto- in den Videomodus wechseln zu können, wurde der Betriebsartenwahlhebel um den Punkt Video erweitert. Über HDMI lässt sich übrigens während der Aufnahme ein Filmsignal ohne störende Einblendungen ausgeben.

Der elektronische Sucher der X-T20 hat sich gegenüber der X-T10 nicht geändert. Er löst 2,36 Millionen Bildpunkte auf und vergrößert im Vergleich zum Kleinbild 0,62-fach. Er bietet eine 0,005 Sekunden schnelle Reaktionszeit und zeigt wahlweise eine Vorschau mit den aktuellen Einstellungen an oder arbeitet wie ein SLR-Sucher ohne eine entsprechende Vorschau. Die Helligkeit passt sich automatisch dem Umgebungslicht an wie die Ausrichtung der eingeblendeten Informationen im Hochformat.

Für die Bedienung bietet die X-T20 drei dedizierte Einstellräder, um ISO-Empfindlichkeit, Belichtungszeit und Belichtungskorrektur direkt anpassen zu können. Zudem stehen vorne und hinten auch modernere Einstellräder bereit. Für den schnellen Wechsel in den Automatikmodus bietet die X-T20 zudem einen speziellen Hebel. Neben acht Kreativfiltern bietet die X-T20 eine Mehrfachbelichtungsfunktion sowie eine Zeitrafferaufnahmefunktion. Der Verschluss arbeitet wahlweise elektronisch oder mechanisch oder kombiniert beide. Die kürzeste Verschlusszeit beträgt 1/32.000 Sekunde. Dank WLAN kann die X-T20 Fotos und Videos nicht nur an Computer, sondern auch an Smartphones und Tablets übertragen. Mit Hilfe der entsprechenden App können zudem Geokoordinaten vom Smartphone an die Kamera übertragen sowie die Kamera auf Wunsch inklusive Livebildübertragung ferngesteuert werden. Auch das direkte Ausdrucken von Fotos auf einem Instax Share Drucker von Fujifilm ist möglich.

Wer von der X-T10 auf die X-T20 umsteigen möchte wird sich darüber freuen, dass das Zubehör wie die Leder-Gehäuse-Tasche BLC-XT10 sowie der Handgriff MHG-XT10 kompatibel sind. Ab Februar 2017 soll die Fujifilm X-T20 zu einem Preis von knapp 800 Euro wahlweise in Schwarz oder Silber-Schwarz erhältlich sein. Das sind immerhin 200 Euro mehr als die X-T10 bei ihrer Markteinführung kostete. Das Set mit dem Objektiv XF 18-55 mm F2.8-4 R LM OIS liegt bei 1.200 Euro und damit nur 100 Euro über dem Set der X-T10 mit demselben Objektiv.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.