BeOS
Das kamerafreundliche Betriebssystem
2000-05-31 Ein Computerbetriebssystem, das neben Windows oder Linux friedlich koexistiert, schnell und schlank ist und dank seiner Multimedia-Fähigkeiten auch eine integrierte Digitalkameraunterstützung bietet? Sowas gibt es tatsächlich und heißt BeOS. Und das Beste: Es kostet nichts! (Yvan Boeres)
In unserem Windows 2000-Report hatten wir berichtet, daß
Microsofts neuestes Betriebssystem von Hause aus eine umfassende
Treiberdatenbank für Digitalkameras mitbringt. Es gibt aber ein Betriebssystem,
das noch einen Schritt weiter geht: Das BeOS-Betriebssystem ist speziell auf
Multimedia-Zwecke zugeschnitten und beinhaltet eine Komponente, die den
Anschluß, die Erkennung und die Auslesung der Bilddaten von einer Digitalkamera
ermöglicht.
Dabei braucht man nicht auf Windows oder auf Linux zu verzichten, BeOS ist
sogar auf älteren Apple Rechnern mit PowerPC-Prozessor lauffähig. BeOS gibt es
in zwei Versionen: Die sogenannte Personal Edition und die Pro Edition. Beide
Versionen unterscheiden sich hauptsächlich darin, daß die Pro Edition einen
erweiterten Lieferumfang besitzt (Treiber, Codecs, Zusatzprogramme) und
sozusagen einen eigenen Platz auf der Festplatte für sich beansprucht. Dagegen
ist die Personal Edition kostenlos, läßt sich wie eine Windows-Anwendung
installieren und wieder entfernen und erfordert keine Partitionierung der
Festplatte. Es empfiehlt sich zuerst die Personal Edition auszuprobieren (auf
der Be-Homepage gibt es
einige Adressen zum Herunterladen der knapp 50 MByte großen Datei; auf
einigen Monats-CDs aktueller Computerzeitschriften läßt sich BeOS ebenfalls
finden). Ist man dann auf den Geschmack von BeOS gekommen, liegt die Pro Edition
mit knapp 170 DM immer noch in sehr erschwinglichen Gefilden. Ist das
System installiert (Installationszeit zwischen 5 und 15 Minuten), kann man
loslegen vorausgesetzt alle Hardwarekomponenten wurden richtig erkannt.
Denn das ist die "Achillesferse" von BeOS. Da das Betriebssystem
noch relativ jung ist und lange nicht so verbreitet ist wie Windows oder Linux,
kann es vorkommen, daß für einige weniger gebräuchliche Rechnerkomponenten
(Grafikkarten, Soundkarten usw.) BeOS nicht die benötigten Treiber mit sich
bringt. Auf einem Redaktionsrechner lief BeOS auf Anhieb, bei einem anderen
Rechner (HP Brio) mußte erst ein Universal-Grafiktreiber (zu finden auf www.bebits.com/app/1105)
aus dem Internet geladen werden, bevor das System in Farbe lief. Wer also keine
"Standard-Komponenten" in seinem Rechner eingebaut hat, könnte
Schwierigkeiten bei der Installation von BeOS erfahren. Deshalb ist es ratsam,
zunächst die Personal Edition auf dem Rechner zu installieren, da diese Version
praktisch wie eine Windows-Anwendung funktioniert. Sollte etwas nicht klappen,
kann man zu Windows zurückkehren und sich auf die Problemsuche machen; findet
man keine Lösung, kann man BeOS Personal Edition so einfach wie jede andere
Windows-Anwendung wieder aus dem System entfernen.
Gehen wir vom günstigen Fall aus, daß BeOS anstandslos läuft, überzeugt
dieses alternative Betriebssystem durch viele gute Eigenschaften: Es ist
verdammt schnell (schon alleine der Boot-Vorgang dauert nur knapp 5-7 Sekunden),
beansprucht sehr wenig Ressourcen (Speicher- und Festplattenplatz sowie
CPU-Leistung) und macht einfach Spaß beim Arbeiten, auch wenn am Anfang die
Bedienung etwas gewöhnungsbedürftig ist. Kommen wir aber zum wichtigsten
Merkmal für Digitalkamerabenutzer: In BeOS integriert ist eine Anwendung mit
dem treffenden Namen "Camera", die es erlaubt, Digitalbilder aus einer
Kamera abzurufen, anzuzeigen und abzuspeichern. Es genügt, die Kamera mit dem
Verbindungskabel (seriell oder USB) an den Rechner anzuschließen, auf
Knopfdruck erkennt BeOS die Kamera und lädt automatisch den Bildinhalt der
Kamera als Miniaturansicht in den Computer. Danach kann man z. B. ein oder
mehrere Bilder auswählen, lokal abspeichern und mit den geeigneten Anwendungen
weiterverarbeiten oder als E-Mail versenden. Unsere Redaktions-Coolpix (Nikon
Coolpix 950) wurde sofort erkannt; eine Liste aller unterstützten Kameras
gibt es auf der Be-Homepage.
Als interessante BeOS-Anwendung erweist sich die auf der Pro Edition beigelegte
Office-Suite Gobe Productive; sie enthält u. a. ein
Bildverarbeitungsmodul, welches ziemlich eindrucksvoll die Echtzeit-Fähigkeit
von BeOS unter Beweis stellt. Wer zum Beispiel eine Bildpartie mit dem
Lasso-Werkzeug anwählt und per Schieberegler die Helligkeit dieser Bildpartie
verändert, kann augenblicklich mit ansehen, wie sich die Änderung auf dem Bild
auswirkt.
Mit BeOS kann man stundenlang herumexperimentieren; im Internet gibt es
mittlerweile eine Menge freie und kommerzielle Anwendungen für dieses Betriebssystem.
Damit man gleich von BeOS auf Suche im Netz gehen kann, sind sowohl in der
Personal Edition als auch in der Pro Edition ein Internet-Browser und ein
E-Mail-Client vorhanden. Selbst wenn es beim Experimentieren mit BeOS bleiben
sollte: Da sich die Personal Edition voll in Windows oder Linux integriert,
braucht man kein Computer-Profi zu sein, um es zu installieren oder zu
deinstallieren und man braucht nicht zu fürchten, daß die BeOS-Installation
das ganze System auf den Kopf stellt.