Aus dem digitalkamera.de-Testlabor

Bildqualität des Nokia Lumia 925 getestet

2013-10-01, aktualisiert 2013-10-04 Smartphones sind heutzutage wahre Multitalente und vereinen Telefon, Taschencomputer mit Internetzugang, MP3- und Videoplayer und sogar den Fotoapparat in einem einzigen Gerät. Gerade in letzterer Disziplin schwächeln die Smartphones noch sehr, dennoch laufen sie den (billigen) Digitalkameras zunehmend den Rang ab, da die Bildqualität zwar nicht überragend, aber doch "gut genug" erscheint. Zudem machen die Hersteller aktuell im Segment der Bildqualität die größten Fortschritte. Grund genug, ein paar aktuelle Smartphones, von denen die Hersteller behaupten, sie hätten eine besonders gute Bildqualität, im digitalkamera.de-Labor zu testen. Den Anfang macht das Nokia Lumia 925.  (Benjamin Kirchheim)

  • Bild Der Lockscreen zeigt neben Uhrzeit und Datum auch wichtige Statusmeldungen, beispielsweise wie viele neue E-Mails, Kurznachrichten oder verpasste Anrufe eingegangen sind.  [Foto: Nokia]

    Der Lockscreen zeigt neben Uhrzeit und Datum auch wichtige Statusmeldungen, beispielsweise wie viele neue E-Mails, Kurznachrichten oder verpasste Anrufe eingegangen sind. [Foto: Nokia]

  • Bild Das Nokia Lumia 925 ist in drei Gehäuserückseiten-Farben erhältlich: Weiß, Grau und Schwarz. Der Alurahmen ist immer Silber. Die Front immer Schwarz. [Foto: Nokia]

    Das Nokia Lumia 925 ist in drei Gehäuserückseiten-Farben erhältlich: Weiß, Grau und Schwarz. Der Alurahmen ist immer Silber. Die Front immer Schwarz. [Foto: Nokia]

  • Bild Die Windows Phone Startseite mit den Kacheln. Die sind ganz einfach in der Größe änderbar und frei positionierbar. [Foto: Nokia]

    Die Windows Phone Startseite mit den Kacheln. Die sind ganz einfach in der Größe änderbar und frei positionierbar. [Foto: Nokia]

Nokia bewirbt das Lumia 925 vollmundig als "Nach.Sicht.Gerät.", in der Werbung reicht eine Poolbeleuchtung auf einer Party als Lichtquelle für die Fotos. Mit einer Blende von 2,0, dem optischen Bildstabilisator und der höchsten ISO-Empfindlichkeit von 3.200 bringt das Lumia tatsächlich Eigenschaften mit, die diese Werbeaussagen zumindest auf dem, Papier nicht gleich ins Reich der Märchen verweisen. Das Samsung Galaxy S3 beispielsweise, das wir vor einem Jahr testen konnten, ging nur bis ISO 800 und bot dort eine indiskutabel schlechte Qualität auf dem Niveau von Aquarell-Malerei statt von Fotografie. Das Lumia 925 löst lediglich rund acht Megapixel auf, was heutzutage wenig erscheint, jedoch tatsächlich für den Alltag reicht. Full-HD-TVs stellen gerade einmal zwei Megapixel dar, für Fotos bei Facebook und Co. reicht sogar noch weniger.

Die Messung der Schärfe, die als vergleichbare Referenz auf einem "virtuellen" 20 mal 30 Zentimeter großen Ausdruck (etwa DIN A4) erfolgt, zeigt tatsächlich eine gute Schärfe von der Bildmitte bis zum Bildrand. Angesichts der rund acht Megapixel dürfte dies aber tatsächlich das größte sein, was man dem Lumia mit guter Qualität zumuten kann. Die Auflösung liegt mit rund 22 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Bildzentrum und rund 25 Prozent weniger (16 lp/mm) am Bildrand auf einem befriedigendem Niveau, erreicht aber beispielsweise nicht die Auflösung des Samsung Galaxy S3, dessen Sensor es ebenfalls auf acht Megapixel bringt. Dafür zeigt das Nokia deutlich weniger Schärfeartefakte, ist also ehrlicher und zeigt weniger Bildstörungen gerade an kontrastreichen Kanten. Verzeichnung und Randabdunklung spielen beim Nokia keine Rolle, Farbsäume zeigt sie allenfalls am Bildrand etwas stärker, im Mittel bleiben sie aber gering.

Interessant wird es beim Signal-Rauschabstand. Hier gilt ein Wert von unter 35 dB als schlecht. Das Lumia 925 liegt nur bei ISO 100 darüber, bei allen anderen Empfindlichkeiten darunter. Interessant erscheint hier die leichte Verbesserung der Messwerte bei ISO 400, offensichtlich ein Resultat eines stärkeren Eingreifens der digitalen Bildaufbereitung, die die Messwerte bei dieser und höheren Empfindlichkeiten verbessert. Das Rauschen ist mit zwei Pixel mittelkörnig, man sieht den körnigen Eindruck nur bei sehr genauem Hinsehen. Das Helligkeitsrauschen ist bis ISO 800 nur schwach ausgeprägt, steigt darüber jedoch deutlich an. Farbrauschen wird selbst bei ISO 1.600 und 3.200 nur schwach sichtbar. Ein Blick auf feine Texturen offenbar aber, dass selbst bei niedriger Empfindlichkeit schon viele Details verloren gehen. Richtig knackscharf und detailreich sind die Aufnahmen bei keiner Empfindlichkeit. Richtig weich werden die Aufnahmen bei ISO 1.600 und 3.200, hier ersetzt Rauschen die Bilddetails. Man kann dem Lumia 925 aber zu Gute halten, dass es deutlich mehr Details, gerade bei höheren Empfindlichkeiten, darstellen kann als das Samsung Galaxy S3. Der extreme Aquarelleffekt des S3 war bereits ab ISO 400 nicht mehr zu übersehen. Eine ordentliche Digitalkamera jedoch erreicht eine ganze andere Detailrate und zieht dem Nokia vor allem bei ISO 100 und 200 deutlich davon.

Auch die Eingangsdynamik gehört nicht unbedingt zur Paradedisziplin des 925. Lediglich bei ISO 100 werden noch gute 9,3 Blendenstufen erreicht, darüber fällt sie auf gerade mal ausreichende 8,3 Blendenstufen und ab ISO 1.600 sogar deutlich darunter. Während die Tonwertkurve ähnlich wie schon die Schärfeartefakte eine sehr ehrliche anstatt geschönte Bildwiedergabe bezeugen, differenziert das 925 verschiedene Helligkeitsstufen eher schlecht. In JPEG stehen acht Bit in jedem Farbkanal zur Verfügung, was 256 Stufen entspricht. Davon nutzt das Nokia bestenfalls die Hälfte, also sieben Bit. Bei der Farbwiedergabe verlässt das Nokia dann jedoch den neutralen Bereich, den es noch bei der Schärfung und Tonwertwiedergabe vorlegte. Die Farben werden deutlich gesättigt wiedergegeben, man könnte auch von Bonbonfarben sprechen. Auch mit dem Weißabgleich, der keine manuelle Messung erlaubt, nimmt es Nokia nicht so genau. Der Farbstich ist mit bloßem Auge zu sehen, zumal je nach Empfindlichkeit und Umgebungslicht unterschiedliche Farbstiche auftreten, die je nach Situation in der Praxis aber nicht unbedingt auffallen müssen. Immerhin schafft es das Lumia, noch rund eine Million (von 16,7 Million möglichen) Farben zu differenzieren. Das ist ausreichend, eine richtige Digitalkamera schafft hier aber spielend das Vierfache.

Woran Nokia neben dem Weißabgleich und der Farbwiedergabe ebenfalls noch unbedingt arbeiten sollte ist der Autofokus. Eine Sekunde ist nicht mehr zeitgemäß, das können nicht nur Digitalkameras deutlich schneller, sondern sogar andere Smartphones. Auch die reine Auslöseverzögerung von 0,2 Sekunden ist nicht wirklich schnell, auch wenn es im Vergleich zur Autofokusgeschwindigkeit schnell klingt. Gute Digitalkameras sind um den Faktor zehn schneller, beim Autofokus locker um den Faktor drei bis fünf.

In der Summe kann das Nokia in der Praxis vor allem durch das lichtstarke Objektiv und auch den optischen Bildstabilisator punkten. Gegenüber der letztjährigen Smartphone-Generation kann das Lumia 925 zwar auch bei der Qualität bei höheren ISO-Empfindlichkeiten deutlich zulegen, bleibt jedoch noch gebührend hinter guten Kompakt-Digitalkameras zurück. Vor allem was die ausreichende Qualität für Erinnerungsfotos und Social Media angeht, kann das Nokia Lumia 925 aber durchaus einen Achtungserfolg erzielen, gerade auch was die Tauglichkeit bei geringem Licht angeht. Bei der Geschwindigkeit des Autofokus erinnert das Nokia eher an über zehn Jahre alte Digitalkameras, das geht heutzutage selbst bei Smartphones schneller.

Ein ausführlicher, redaktioneller Test der Nokia Lumia 925 ist übrigens auf der Website unseres neuen Schwesterprojekts digitalEyes.de zu finden.

Nokia Lumia 925

Texturschärfe

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.