Aus dem digitalkamera.de-Testlabor

Bildqualität des Tamron SP 24-70mm F2.8 Di VC USD getestet

2012-05-17 Von Zeit zu Zeit wählt die digitalkamera.de-Redaktion interessante Objektive aus, um diese an einer Kamera zu testen. Gerade bei Objektiven von Drittherstellern wie Tamron oder Sigma ist das nicht immer ganz einfach, da zeitgleich eine passende Kamera im Testlabor sein muss und darüber hinaus Objektive wie Kameras ein knappes Testgut sind. Beim Tamron SP 24-70mm F2.8 Di VC USD hat es geklappt, und wir konnten es an der Canon EOS 5D Mark III im digitalkamera.de-Labor durchmessen.  (Benjamin Kirchheim)

Canon EOS 5D Mark III [Foto: MediaNord]Dabei kann es durchaus als Manko angesehen werden, dass die kamerainternen Korrekturen von chromatischer Aberration und Vignettierung sowie Verzeichnung mit Objektiven von Drittherstellern nicht funktionieren. Umso mehr müssen sich diese bemühen, ihre Objektive gut zu korrigieren, um qualitativ mit den Originalobjektiven mithalten zu können. Denn obwohl das Tamron mit gut 1.100 EUR deutlich günstiger in der Anschaffung ist als das vergleichbare Canon, das 2.100 EUR kostet oder das Nikon, das immerhin noch mit 1.500 EUR zu Buche schlägt (allerdings nicht mit einem Bildstabilisator ausgestattet ist), sind 1.100 EUR immer noch eine ganze Stange Geld. Von der technischen Seite her braucht sich das Tamron mit seinem leisen Ultraschallantrieb, der hohen Lichtstärke, der wertigen Verarbeitung und dem eingebauten Bildstabilisator jedenfalls nicht zu verstecken.

Die Randabdunklung ist bei Offenblende bei allen Brennweiten in den Bildecken leicht sichtbar, am stärksten fällt sie mit rund 1,5 Blendenstufen (ca. 65 % Lichtverlust) im Weitwinkel auf. Um eine Stufe abgeblendet wird die Randabdunklung bei 45 und 70 Millimeter sehr gering, im Weitwinkel von 24 Millimeter sollte man noch eine Stufe weiter, also auf F5,6, abblenden, wenn ein geringer Lichtverlust am Bildrand von Bedeutung ist. Hier liegen die Originalobjektive aber nur deshalb vorn, weil die Korrekturen der Kamera standardmäßig aktiviert sind und gut funktionieren. Absolut gesehen ist die Vignettierung des Tamron angesichts des Kleinbild-Vollformats erstaunlich gering. Die Verzeichnung fällt mit 2,5 Prozent Tonnenform im Weitwinkel am stärksten aus, bei 45 Millimeter kehrt sie sich bereits zur Kissenform um, ist aber kaum sichtbar. Am Teleende hingegen werden fast 1,5 Prozent Kissenform erreicht. Dem Betrag nach zwar weniger als im Weitwinkel, da aber die Kissenform für die menschliche Wahrnehmung unangenehmer auffällt, wiegt diese ebenso schwer wie die stärkere Tonnenform im Weitwinkel. Relativierend lässt sich anbringen, dass die Stärke der Verzeichnung für ein solches Zoom völlig im Rahmen liegt. Das vergleichbare Nikon AF-S 24-70 mm 2.8 G IF ED jedenfalls verzeichnet im Weitwinkel deutlich stärker, bei mittlerer und langer Brennweite vergleichbar zum Tamron.

Tamron SP 24-70mm F2.8 Di VC USD (Model A007) [Foto: Tamron]Chromatische Aberrationen zeigt das Tamron an der EOS 5D Mark III durchaus, im Mittel liegen sie aber im kaum sichtbaren Bereich. Die Maximalausprägungen allerdings können schon auffallen und treten beim Tamron vor allem im Weitwinkel bei Offenblende auf. Eine Stufe abgeblendet werden sie moderater. Während die 5D Mark III eine sehr gute Korrektur für chromatische Aberrationen von Originalobjektiven besitzt, die beim Tamron leider nicht greifen, fehlt diese bei der Nikon D800 beziehungsweise ist standardmäßig nicht aktiv. Zudem neigt das Nikon AF-S 24-70 mm 2.8 G IF ED an der D800 zu deutlich ausgeprägteren Farbsäumen als das Tamron an der Canon. Der Vergleich hinkt zwar insofern, als dass nicht dieselben Bildsensoren zum Einsatz kommen, es bleibt aber festzuhalten, dass die Tamron-Ingenieure auch in dieser Hinsicht einen guten Job gemacht haben.

Das Wichtigste eines hochwertigen Objektivs ist aber dessen Schärfe. Bezogen auf ein 20 mal 30 Zentimeter großes Papierbild ist das Tamron von der Bildmitte bis in die Ecken bei allen Brennweiten und Blenden knackscharf. Das gilt allerdings auch für die Originalobjektive der großen Hersteller Canon und Nikon, denn für eine moderne digitale Kleinbildformatkamera und ein halbwegs gutes Objektiv ist die Größe von 20 x 30 keine Herausforderung. Interessanter ist da der Blick auf die MTF-Auflösung bei 50 Prozent Kontrast (siehe Diagramm unten), denn hier zeigen sich die Schwächen der Objektive im für das menschliche Auge gut wahrnehmbaren Kontrast am deutlichsten. Das Tamron SP 24-70mm F2.8 Di VC USD erreicht fast 70 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) als Auflösungsmaximum und spielt damit in einer Liga mit anderen Objektiven, die wir an der Canon gemessen haben und reicht sogar fast an die Maximalwerte heran, die wir an der nominell deutlich höher auflösenden Nikon D800 gemessen haben. Allerdings muss man das Tamron dafür um etwa zwei Blendenstufen abblenden. Doch schon bei Offenblende zeigt es bei 24 und 45 Millimeter im Bildzentrum eine hohe Auflösung von gut 60 lp/mm, in Telestellung muss man für mehr als 60 lp/mm hingegen um zwei Stufen abblenden. Die mittlere Brennweite von 45 Millimeter zeigt die gleichmäßigste Auflösung über alle Blenden hinweg, nur bei F2,8 ist ein deutlicher Randverlust auszumachen. Bei den Maximalwerten hinkt die mittlere Brennweite hingegen den anderen etwas hinterher. Im Weitwinkel ist der Randabfall der Auflösung bei Offenblende am stärksten und nimmt bis F11 kontinuierlich ab beziehungsweise die Auflösung steigt am Rand. Gleiches gilt für die Telebrennweite. Überhaupt ist F11 die insgesamt empfehlenswerteste Blende, wenn es egal bei welcher Brennweite um eine möglichst gleichmäßig hohe Auflösung von der Bildmitte bis zum Bildrand geht.

Zusammenfassend kann man aber auch bei der Auflösung wieder dem Tamron bescheinigen, mit den Originalherstellern mithalten zu können. Unterschiede gibt es bei der Auflösung und anderen Werten selbstverständlich im Detail, mal ist das Tamron etwas besser, mal etwas schlechter. Angesichts des viel günstigeren Preises des Tamron SP 24-70mm F2.8 Di VC USD ist es aber allemal eine Überlegung als Alternative wert, denn man erhält trotz des gesparten Geldes eine ebenbürtige Bildqualität.

Tamron SP 24-70mm F2.8 Di VC USD (A007) mit Canon EOS 5D Mark III (v6.0)

Auflösung MTF


EOS 5D Mark III

F2,8F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
24 mm62,9 / 37 (41 %)69,3 / 40 (42 %)67,7 / 42,4 (37 %)61,7 / 43,5 (29 %)54,9 / 44 (20 %)49,7 / 41,9 (16 %)42,9 / 35,1 (18 %)
45 mm59,6 / 36,6 (39 %)53,5 / 44 (18 %)54,3 / 44,8 (17 %)58,3 / 46,1 (21 %)54,8 / 46,2 (16 %)50 / 43,8 (12 %)43,1 / 38,1 (12 %)
70 mm33,5 / 23,6 (30 %)50 / 21,4 (57 %)67,1 / 36,4 (46 %)58,8 / 44,9 (24 %)54,1 / 47,3 (13 %)48,5 / 45,7 (6 %)42,4 / 40,1 (5 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Tamron
Modell SP 24-70mm F2.8 Di VC USD (A007)
Unverbindliche Preisempfehlung 1.349,00 €
Bajonett Canon EF, Nikon F, Sony AF
Brennweitenbereich 24-70 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 17 Linsen in 12 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat ja
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 380 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 82 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 88 x 109 mm
Objektivgewicht 825 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.