Aus dem digitalkamera.de-Testlabor

Bildqualität der E-Mount-Objektive 18-200LE und 50 1.8 getestet

2012-08-16 Das Objektivprogramm zum Sony-NEX-System ist zwar noch recht übersichtlich, bietet aber durchaus einige interessante Brennweiten. Dies ist einerseits das klassische lichtstarke 50er, das allerdings an der NEX aufgrund des APS-C-Sensors auf Kleinbild umgerechnet einem 75er entspricht, also eher einer leichten Tele- oder Porträtbrennweite. Andererseits sind Superzoomobjektive beliebt, denn nicht jeder möchte, gerade auf Reisen, mehrere Objektive dabei haben und wechseln müssen. Dafür hat Sony jüngst das 18-200LE ins Programm genommen, das kleiner und leichter als sein Vorgängermodell daher kommt. Dieses und das 50 mm 1.8 haben wir einem Labortest unterzogen.  (Benjamin Kirchheim)

Sony 18-200 mm 3.5-6.3 (SEL-18200LE) [Foto: Sony]Für Urlaubs- und Reisefotos in 20 mal 30 Zentimeter Ausgabegröße reicht das Superzoom 18-200 LE allemal, denn es ist bei dieser Größe vom Zentrum bis zu den Bildecken scharf. Man sollte allerdings maximal bis F22 abblenden, denn darüber sorgt die Beugung für sichtbare Unschärfe. Die Randabdunklung hat Sony ebenfalls gut im Griff. Zu den Bildecken verliert das Objektiv unabhängig von der Blende maximal 30 Prozent an Bildhelligkeit. Der Verlauf ist dermaßen sanft, dass der Verlust kaum auffällt. Vermutlich hilft Sony hier elektronisch nach, so muss der Fotograf nicht nachträglich im Bildbearbeitungsprogramm korrigieren. Problematischer ist schon die deutliche Verzeichnung. Stark tonnenförmig mit 3,5 Prozent ist sie im Weitwinkel auffällig ausgeprägt, was vor allem bei Architekturaufnahmen mit vielen geraden Linien unangenehm auffällt. Bei 70 und 200 Millimeter verzeichnet das Objektiv hingegen sichtbar kissenförmig, wenn auch vom Absolutbetrag mit 1 Prozent weniger als im Weitwinkel. Dafür empfindet man die Kissenform als unnatürlicher als die Tonnenform.

Unangenehm sind auch die starken Farbsäume, die vor allem im Weitwinkel auftreten (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Das Maximum liegt stets zwischen 2,5 bis 3,5 Pixeln Breite, was auch auf 20 x 30 Zentimeter großen Abzügen nicht zu übersehen ist. Zwar sind die Maximalausschläge im Weitwinkel am größten, beim Mittelwert hingegen schneidet das Objektiv im Weitwinkel am besten ab und der Telebereich fällt deutlich negativer auf. Der Grund dafür ist, dass sich die Farbsäume im Weitwinkel in den Bildecken konzentrieren, während sie im Telebereich auch näher am Bildzentrum noch sichtbar auftreten. Hier hätte Sony das Objektiv durchaus noch stärker optimieren können, denn die Farbsäume rühren daher, dass die eingesetzten Linsen das Licht unterschiedlicher Wellenlänge wie ein Prisma aufspalten beziehungsweise unterschiedlich stark brechen. Absolut betrachtet ist auch die Auflösung zumindest an den Bildrändern nicht die beste. Erstaunlicherweise ist der Verlust im Weitwinkel mit rund 20 Prozent bei Offenblende am geringsten, während das Objektiv bei mittlerer und langer Brennweite bei Offenblende am Rand jeweils gut ein Drittel schlechter auflöst als im Bildzentrum. Andererseits ist die Auflösung in der Bildmitte bei allen Brennweiten schon bei geöffneter Blende gut, besonders im Weitwinkel mit gut 37 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm). Das Abblenden sorgt vor allem für eine bessere Gleichmäßigkeit der Auflösung, allerdings kratzt der Bildrand selbst bei bester Auflösung nur knapp an den 30 lp/mm. Relevant wird das alles ohnehin nur, wenn man Ausschnitte vergrößert beziehungsweise größere Poster drucken lassen möchte.

In der Summe kämpft das 18-200LE mit den üblichen Bildqualitätsschwächen der Superzooms. Relativ gesehen ist es also kein schlechtes Objektiv, absolut gesehen hingegen kann man sich besseres Glas vor eine NEX schrauben. Und wer meint, sein billiges 18-55er Setobjektiv mit dem deutlich teureren 18-200LE aufwerten zu können, wird ebenfalls enttäuscht. Wo das Setzoom von der Brennweite Sony 50 mm 1.8 [Foto: Sony]reicht, ist es die bessere Wahl und auch kaum lichtschwächer, da das 18-200LE bereits bei 70 mm nur noch F5,6 als Maximalöffnung erreicht.

Das 50 mm F1.8 spielt da schon in einer ganz anderen Liga. Für 20 x 30 reicht die Auflösung bei allen Blenden für knackige Fotos von der Bildmitte bis zum Rand. Schaut man sich die MTF-Auflösung bei 50 Prozent Kontrast an, so sind F5,6 und F8 die besten Blenden. Hier ist die Auflösung von der Bildmitte bis zum Rad gleich hoch mit 36 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm). Bei Offenblende hingegen gibt es einen nennenswerten Auflösungsverlust zum Bildrand und mit knapp unter 30 lp/mm löst das Objektiv auch geringer auf, bei hoher Vergrößerung sind die Bilder also etwas weicher als abgeblendet.

Die Verzeichnung erreicht ein halbes Prozent Kissenform, was für ein 50er völlig in Ordnung geht. Die Randabdunklung hat Sony ebenfalls wie beim 18-200LE gut auskorrigiert, sie liegt maximal bei knapp über 30 Prozent und sinkt mit dem Abblenden etwas ab. Farbsäume sind leider auch beim 50er ein Thema, hier liegt das Maximum über 2,5 Pixeln, was man auf 20 x 30 Zentimeter leider schon deutlich sehen kann. In der Summe ist das 50mm 1.8 also kein Überflieger, liefert aber eine solide Leistung ab und weiß vor allem um drei Stufen abgeblendet mit einer gleichmäßigen Auflösung zu überzeugen, die man bei einem Zoom nicht findet.

Sony E 18-200 mm F3.5-6.3 (SEL18200LE) mit Sony NEX-F3 (v6.0)

Chromatische Aberration

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Sony
Modell E 50 mm F1.8 OSS (SEL50F18)
Unverbindliche Preisempfehlung 349,00 €
Bajonettanschluss E-Mount
Brennweite 50,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,8
Kleinste Blendenöffnung F22
KB-Vollformat nein
Linsensystem 9 Linsen in 8 Gruppen
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 390 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz nein
Filtergewinde 49 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 62 x 62 mm
Objektivgewicht 202 g
Hersteller Sony
Modell E 18-200 mm F3.5-6.3 (SEL18200LE)
Unverbindliche Preisempfehlung 799,00 €
Bajonett E-Mount
Brennweitenbereich 18-200 mm
Lichtstärke (größte Blende) F3,5 bis F6,3
Kleinste Blendenöffnung F40
Linsensystem 17 Linsen in 13 Gruppen
inkl. asphärische Linse(n)
KB-Vollformat nein
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 500 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz nein
Filtergewinde 62 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 68 x 97 mm
Objektivgewicht 460 g

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Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.