iDuKA
Apple-Software Aperture für die Rohdatenverarbeitung von Bildern
2005-10-20 Es gibt iMacs, iPods und iTunes, doch was iDuKa hätte genannt werden können, läuft bei Apple nun unter dem Namen Aperture. So können Fotografen, die früher in der Dunkelkammer (kurz "DuKa" für Fachleute) ihre Fotos selbst entwickelt haben, das Gleiche mit ihren digitalen Fotos am Macintosh-Rechner machen. Das anlässlich der PhotoPlus Expo in New York vorgestellte Programm erlaubt nämlich die Anzeige, Verwaltung und Verarbeitung von digitalen Fotos im Rohdatenformat (auch RAW-Dateien genannt) und richtet sich an all diejenigen, die einen Apple-Computer ihr Eigen nennen. (Yvan Boeres)
Zwar
ist die Auswahl an RAW-Konvertern für Apple-Rechner nicht ganz so
eingeschränkt wie an Bildverarbeitungsprogrammen (während es für
Windows-Rechner unzählige Alternativen gibt, kommen "Macianer" kaum um
Photoshop herum), doch nun gibt es auch von Apple selbst ein solches
Programm. Aperture ist laut Apple ein Postproduktionswerkzeug bzw. eine
Software, die den ganzen Arbeitsablauf in der professionellen Fotografie
abdeckt – vom Bildvergleich und der Auswahl bis hin zur Retusche und
Ausgabe.
Bereits bei der Organisation des digitalen Bildarchivs bzw. bei der Anzeige
von RAW-Dateien bekommt der Fotograf tatkräftige Unterstützung. Diverse
Vergleichs- und Auswahl-Werkzeuge wie z. B. eine erweiterte
Bilddarstellungsfunktion (u. a. mit Verteilung von Vollbildern und/oder
Bildminiaturen auf mehreren Monitoren), eine Gegenüberstellungsfunktion (um
Bilder zum Vergleich Seite an Seite zu stellen), eine selektive Bildlupe
(bei der in ausgewählte Bildteile hineingezoomt werden kann, ohne gleich das
ganze Bild zu vergrößern) oder eine "Leuchtpult"-Funktion mit zahlreichen
Anzeigeoptionen (z. B. lassen sich Bilder räumlich stapeln) sollen helfen,
auch bei größeren Fotostrecken den Überblick zu behalten, einzelne Aufnahmen
zu finden und diese auszusortieren. Dabei weiß Aperture den Zeitpunkt der
Aufnahme(n) zu berücksichtigen und sie so automatisch in zeitlich
abgegrenzte Bildserien aufzuteilen, die im Apple-Marketing-Jargon "Stacks"
(= Stapel) genannt werden. Vor allem viel beschäftigten Profi-Fotografen
dürfte das helfen, unterschiedliche Kundenaufträge besser auseinander halten
zu können.
Natürlich nutzt auch Aperture die RAW-typische Eigenschaft aus, dass die
Eingriffe des Fotografen auf solche Parameter wie Belichtung/Dynamik,
Weißabgleich, Scharfzeichnung, Farbbalance, Rauschunterdrückung usw. sich
nicht auf die Bilddatei selbst auswirken, sondern erst dann auf das Bild
angewandt werden, wenn die RAW-Datei konvertiert wird. So kann man vor der
Konvertierung zu jedem Moment weitere Änderungen am Bild vornehmen oder
bereits vorgenommene Verarbeitungsschritte rückgängig machen. Erst wenn das
Bildresultat dem entspricht, was man sich vorgestellt hat, wird das Bild
"entwickelt" bzw. konvertiert und in einem gängigen Bildformat (JPEG, TIFF
o. ä.) abgespeichert. Mit Aperture sollen sich mehrere Versionen eines
Bildes erstellen lassen, ohne dass Duplikate angefertigt werden müssen.
Bilder aus Aperture lassen sich direkt in Adobe Photoshop öffnen, so dass
nur ein Schritt genügt, um zu komplexeren Aufgaben (z. B. Montagearbeiten,
Arbeiten mit Bildebenen, lokale Retuschen usw.) überzugehen. Wer keine
weiteren Änderungen an den Bildern vornehmen will, kann sie auch direkt in
Aperture ausgeben. Aperture unterstützt den Druck von Kontaktbögen,
optimiert die Druckqualität und passt auch Online-Prints farbtechnisch an
das Monitorbild an. Das Programm verfügt dazu über eine durchgängige
Farbverwaltung mit Unterstützung für gerätespezifische ColorSync-Profile
(das Apple-Pendant zu den ICM-Profilen unter Windows). Sonst wird unter
anderem noch bei der Bildausgabe die Erstellung von individuellen
Fotobüchern oder von Online-Bildgalerien (für die eigene Homepage o. ä.)
unterstützt. Was Aperture sonst noch alles kann (z. B. Stapelverarbeitung)
bzw. was das Programm im Detail kann, wird (zunächst in englischer Sprache)
auf der entsprechenden Produktseite von Apple im Internet erläutert (siehe
weiterführende Links). Dort findet man auch eine Liste der unterstützten
Kameras bzw. RAW-Formate. Die Markteinführung von Aperture soll – über die
üblichen Vertriebskanäle (z. B. Fachhandel oder online im Apple-Store) – im
November zu einem offiziellen Listenpreis von knapp 480 EUR stattfinden.