"Landschaften in Gelb"

2. Fotokolleg auf Gut Grambow

2005-05-25 Das erste Fotokolleg auf Gut Grambow, einem landwirtschaftlichen Großbetrieb mit angeschlossener Jagdschule, fand Anfang September vergangenen Jahres statt. Es war eine gelungene Premiere mit dem Schwerpunkt auf dem Thema "Naturfotografie". Am vergangenen Wochenende vom 20. bis 22. Mai fand das bundesweit angebotene Projekt seine jahreszeitlich und thematisch veränderte Fortsetzung: Zum zweiten Mal fanden sich dieses Mal 18 Fotobegeisterte auf dem alten Gut Grambow, zehn Kilometer von Schwerin entfernt, ein. Durch den landwirtschaftlichen Rhythmus bestimmt, ging es nunmehr um die riesigen, duftenden und leuchtenden Rapsflächen und um Aufnahmen im wunderschönen, in der beginnenden Blüte befindlichen Regenmoor, das in der Region einmalig ist. Hier der Bericht eines Teilnehmers.  (Christin Aust)

   2. Fotokolleg Gut Grambow  [Foto: Christin Aust]
 

Am Freitag, nach einer kurzen Vorstellungsrunde, wird allen klar: Wir wollen hier etwas lernen, erleben, Austausch mit anderen Fotobegeisterten und Spaß haben. Der Spaß beginnt bereits mit der ersten Tuchfühlung zu mitgebrachten Stativen und Kameras zum Ausprobieren; u. a. die nagelneue, noch nicht im Handel befindliche Canon Powershot S2 IS, die erst am Vormittag die digitalkamera.de-Redaktion als Testgerät erreicht hatte. Aktuelle Wunschkameras einiger Teilnehmer sind – als Leihgerät von der Imaging One GmbH zur Verfügung gestellt – auch dabei. Man kommt untereinander und mit den Veranstaltern schnell ins Gespräch, und es zeichnet sich ab, dass es ein "netter" Workshop wird.

Neugierig auf gelbe Landschaften, Flora und Fauna machen sich die 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Samstagmorgen mit unterschiedlichsten Kameras, Gummistiefeln und leuchtenden Augen auf in die pralle Natur. Eine Gruppe verschwindet mit Walter Thiel, dem Vizevorsitzenden des Fördervereins Grambower Moor (und ehemaligem Referenten im Landesumweltministerium, dort zuständig für Aufbau der Naturparke und Biosphärenreservate in Mecklenburg-Vorpommern), eine andere taucht mit dem Gutsherrn, Jäger und Naturschützer Martin Lösch und dessen Jeep sowie Heiko Köhler-Wagner (Mitveranstalter und Naturfotograf) in die wunderbar duftende leuchtende Welt des gelben Raps.

2. Fotokolleg Gut Grambow  [Foto: Jan-Markus Rupprecht]   

Am Freitag zuvor hatte der Wetterbericht noch dunkle Wolken und viel Regen für den Samstag vorausgesagt. Die Veranstalter überlegten sich darum bereits Alternativen. Was die Teilnehmer dann aber erwartete, war ein abwechslungsreiches Wetter mit kurzem Regenschauer am frühen Abend. Natürlich wäre absolut blauer Himmel für den leuchtend gelben Raps zwar passender, aber vielleicht nicht so abwechslungsreich an Farbspielen gewesen, wie die Gruppen es jetzt genossen. "Das hiesige, eher kühle Wetter hat eben immer zwei Seiten", meint Walter Thiel. Wäre es tatsächlich in den letzten Tagen und Wochen wärmer gewesen, hätte sich der Raps – schon fast verblüht – nicht mehr so leuchtend gelb präsentiert; dafür blüht im Moor weniger als im letzten Jahr um diese Jahreszeit.

   2. Fotokolleg Gut Grambow  [Foto: Christin Aust]
 

Ein Moor und gelbe Landschaften, und los geht’s. Für den Moorexperten Walter Thiel ist es gar nicht so einfach, die begeisterten Fotografen zusammen zu halten. Das feuchte Moor lädt die Teilnehmer zum Verweilen ein, bis hungrige Mücken auf die mit voller Konzentration stehenden Teilnehmer fliegen. Immer wieder klatsch – wieder eine erwischt! – fokussieren – konzentrieren und klick – klatsch: Ob die in voller Blüte stehende Sumpfcalla/calla palustris, das in voller Blüte stehende Wollgras mit frischem Birkengrün im Hintergrund, Baumpilze und schwimmende Blätter – immer wieder interessante abwechslungsreiche Motive. Der Blick für die Besonderheiten im Moor wird durch Tipps von Walter Thiel, mit Leidenschaft erläutert, zum Erlebnis. Auch der typische Schwingboden ist wieder eine Attraktion.

2. Fotokolleg Gut Grambow: Wettbewerbsbild Platz 1  [Foto: Dieter Krejtscha]
 
  

Zerstochen, aber glücklich kehren die Teilnehmer aus dem Moor zum Gut zurück, auf dem bereits das warme Essen zubereitet wird. Auch die Teilnehmer aus dem Raps treffen mit vielen Bildern, hungrig und mit vom Blütenstaub gesprenkelten gelben Hosen und Jacken ein. Beim Essen werden Erlebnisse ausgetauscht. In der kurzen Pause auch wieder mit Gelegenheit zum Fotografieren: Auf dem Dach des Gutes sitzen nämlich zwei Klapperstörche, die laut signalisieren, dass die Ablösung zum Weiterbrüten da ist. Dann weiter, ein Teil zum Schlosspark, ein anderer zum Digikolleg im Seminarraum der zum Gut gehörigen Jagdschule. Inhalt: Vorstellung von neuer Hardware, neuesten Stativen, Kameras, Taschen u. a. Zubehör, vorgestellt von Jan-Markus Rupprecht als digitalkamera.de-Herausgeber Unterstützer des Workshops. Im Schlosspark läuft parallel ein Fotoshooting vom hell- und dunkelgrün bewachsenen Schlossteich, blühenden Kastanien u. a. Naturschönheiten.

   2. Fotokolleg Gut Grambow: Wettbewerbsbild Platz 2  [Foto: Wolfgang Lork]
 

Nach Kaffee und Kuchen im Garten wird nun getauscht: Eine Gruppe auf ins Moor, die andere bereit für die weite leuchtende Landschaft des Raps und frischem Korngrün. Eine besondere Gaudi bringt allen Teilnehmern das Zusammenraufen im Jeep. Alle müssen rein, denn der zweite Wagen schafft es nicht durch das nasse Grün der Wiesen. Zehn Personen auf engstem Raum zusammengepfercht im Jeep, Heiko Köhler-Wagner auf der hinteren Stoßstange und zwei Teilnehmer als Kühlerfiguren. Trotzdem: Die Fahrt ging viel zu schnell vorbei. Vor uns liegen wunderbare Motive und echte Herausforderungen: eine Blutbuche vor bzw. hinter einem Rapsfeld. Und rein ins Rapsfeld. Gelber Blütenstaub überall. Auf dicken Treckerspuren nah an den Raps heran. Wie nah funktioniert mein Makro noch? Ist der Abstand so okay? Immer wieder prüfen und weiter. Wie kann die Bildkomposition gestaltet werden? Die Rotbuche mittig oder eher rechts? Wie wird der Horizont gesetzt? Ist er abfallend oder gerade? Wie kriege ich das Gelb so, wie es tatsächlich leuchtet? Was muss ich tun, um Farbspiele einzusetzen? Von wo aus habe ich eine noch bessere Perspektive? Wie setze ich hier die Schärfentiefe? Für alle Fragen hat Heiko Köhler-Wagner eine Antwort. Manchmal stellt er einfach auch nur anregende Fragen. Und weiter geht’s.

2. Fotokolleg Gut Grambow: Lagebesprechung  [Foto: Jan-Markus Rupprecht]
 
  

Danach wandelt die Gruppe mit Natur-Guide Martin Lösch auf einem alten gepflasterten Weg, der früher als Verbindung für Pferdefuhrwerke von einem zum anderen Dorf genutzt wurde. Der alte Weg ist gesäumt von uralten Kastanien und Eichen, die der Gruppe später auf dem Rückweg Schutz für den beginnenden Regen bieten. Durch ein Kornfeld hindurch zwischen blühenden Kastanien und einem Rapsfeld Blick auf ein altes, kleines restauriertes Schloss – wieder ein wunderschönes Motiv. Martin Lösch warnt vor dem aufziehenden Gewitter. Die Warnung zwar ernst genommen, aber, die Finger immer am Auslöser, zieht sich die Gruppe langsam zum Jeep zurück. Ein phantastisches Farbspiel vor uns: Der Himmel tiefdunkelgrau, das junge helle Grün der alten Bäume zwischen dem finsteren Himmel und dem leuchtenden gelben Raps, im Vordergrund das schießende Getreide. Die Entscheidung fällt immer wieder schwer: Schnell gehen, um noch trocken zum Jeep zu kommen, anhalten und fotografieren oder einfach nur staunen und das Gesehene in Erinnerung behalten. Zwei Stopps für die ganz Harten, die unter einem großen Regenschirm weiter auf Motivsuche gehen. Die Anderen bleiben dann doch lieber im trockenen Jeep oder Kleinbus.

Zufrieden und gespannt auf die teilweise bis zu 500 Fotos pro Teilnehmer gibt es Abendessen. Leider fällt das Grillen ins Wasser. Der Koch ist aber flexibel und brät das angebotene Fleisch, natürlich einiges selbst erzeugt vom Gut, dazu Salate und Brot. Dann ist die Neugier auf die Fotos nicht mehr zu halten. Die zur Verfügung stehenden Notebooks oder eigens hierfür Mitgebrachten werden in Beschlag genommen. Für eine Miniauswahl von nur drei Fotos muss sich jetzt jeder selbst entscheiden. Nur diese Bilder werden am nächsten Tag bei der Bildbesprechung gezeigt, und ein Foto jedes Teilnehmers wird besprochen. Klar: Zu viele zu schöne Fotos sind dabei, die Wahl fällt schwer.

Spät wird es an diesem Abend für einige Teilnehmer nicht. Eine kleine Gruppe hat sich in die Liste für den Hochsitz zur Tierbeobachtung für Sonntagmorgen um 5.00 Uhr, kurz nach Sonnenaufgang, eingetragen. So beginnt für einige Teilnehmer der Sonntag sehr früh, was man ihnen bei der Rückkehr gegen 8.30 Uhr überhaupt nicht ansieht. Es hat sich offenbar gelohnt: Damwild wurde beobachtet und fotografiert.

   2. Fotokolleg Gut Grambow  [Foto: Christin Aust]

Die Bildbesprechung beginnt. Die jeweils ausgewählten Drei werden gezeigt. Zur anschließenden Besprechung sind nicht immer die schönsten Fotos freigegeben, manchmal sind es die Interessanteren. Gemeinsames Besprechungsanliegen aller Teilnehmer: Wie hätte ich dieses oder jenes Foto besser gestalten können? Die Diskussion baut auf und hilft weiter. Bei vielen folgt daraus die Erkenntnis: Das nächste Mal werde ich darauf achten, dass ... usw. Oder auch: Landschaftsfotografie ist mein Ding. Das Ganze geschieht in einer ruhigen, freundlichen Atmosphäre, die es leicht macht, Fotos von sich zu präsentieren. Und das auch oder gerade für Anfänger.

Nach einem abschließendem gemeinsamen Essen, anregenden Ideen der Teilnehmer für das 3. Fotokolleg auf Gut Grambow und einem Gruppenfoto verabschieden sich die Teilnehmer und nehmen sich vor, vielleicht über die erstellte E-Mail-Liste in Kontakt zu bleiben. Vielleicht geht man sogar mal gemeinsam auf Motivsuche. Oder man trifft sich wieder beim 3. Fotokolleg auf Gut Grambow in diesem Herbst vom 14. - 16. Oktober 2005, dann voraussichtlich zum Thema "Standorte der Kraniche". Auch die kommenden Veranstaltungen werden wieder von digitalkamera.de gefördert. Bei Interesse genügt eine kurze E-Mail (siehe weiterführende Links unten). Nähere Informationen und Einladung gehen dann etwa 6 Wochen vor der Veranstaltung raus.

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