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WLAN und Kamerafernsteuerung mit der Pentax FluCard O-FC1

2014-04-21 Bereits seit einigen Jahren gibt es WLAN-SD-Speicherkarten, die nicht nur Speicherplatz für Fotos bereitstellen, sondern gleich einen WLAN-Chip mitsamt Antenne beinhalten, um Fotos drahtlos zu übertragen. Eye-Fi dürfte in diesem Zusammenhang vielen ein Begriff sein, aber auch Toshiba bietet mit FlashAir entsprechende Speicherkarten an. Trek ist mit der FluCard ein weiterer Anbieter, deren Karte für Pentax in einer speziellen Version vorliegt, die aktuell mit der K-30 und 645Z nicht nur die Bildübertragung, sondern auch eine Fernsteuerung für die Kameras ermöglichen.  (Benjamin Kirchheim)

Mit der FluCard O-FC1 geht Pentax durchaus einen speziellen Weg, was die WLAN-Ansteuerung der Kamera angeht, denn damit ist das WLAN weder fest in der Kamera verbaut, noch muss man einen externen Dongle wie etwa bei Nikon anstecken. Die FluCard verschwindet im Speicherkartenschacht und damit bleibt die Kamera beispielsweise weiterhin spritzwasserfest. Aktuell funktioniert die FluCard allerdings nur im DSLR-Spitzenmodell Pentax K-3 sowie in der für den Sommer angekündigten digitalen Mittelformatkamera 645Z. Die Kamera selbst bietet für die FluCard zwar eine spezielle Unterstützung, im Menü merkt man das aber nur anhand eines unscheinbaren Menüpunkts, der ein kleines Untermenü enthält. Hier kann die Karte beispielsweise auf Werkseinstellungen zurückgesetzt werden, dies ist etwa sinnvoll, wenn man das WLAN-Passwort vergessen hat.

Die FluCard muss in den Speicherkartenschacht 2 der K-3 eingelegt werden, denn nur dieser bietet die spezielle Unterstützung. Nach dem Einschalten piept die Karte einmal und nach einem kurzen Moment gibt es nochmal mehrere Piepsignale in kurzer Folge, die die Betriebsbereitschaft signalisieren. Die FluCard bietet 16 GByte Speicherplatz und kann als ganz normale Karte verwendet werden. In den Werkseinstellungen heißt das WLAN FLUCARD_for_PENTAX. Mit einem Smartphone, Tablet oder PC kann man sich mit diesem WLAN verbinden, das Passwort lautet werksseitig 12345678. Um nun die FluCard bedienen zu können, benötigt man keine spezielle App, was vom Grundsatz her eine sehr gute Idee ist, wird die Karte doch dadurch theoretisch von jedem Endgerät unterstützt. Benötigt wird lediglich ein Webbrowser. Pentax hat aber eine andere Einschränkung verbaut: Es funktionieren nämlich nur Safari und Chrome. Nutzer eines Windows Phones beispielsweise schauen also in die Röhre, da es für Windows Phone kein reinrassiges Chrome gibt. Tablets und Smartphones mit iOS oder Android sowie PCs mit Mac OS X oder Windows hingegen funktionieren, da es hierfür Chrome gibt.

Hat man sich also per WLAN mit dem Netzwerk FLUCARD_for_PENTAX verbunden, so gibt man in Chrome einfach "pentax" ein und schon landet man im Webinterface der FluCard, wo man als erstes dazu aufgefordert wird, ein neues Netzwerkpasswort zu vergeben, um die Datensicherheit zu gewährleisten. Danach muss man die Kamera aus- und einschalten sowie sich erneut mit dem Netzwerk verbinden und die Seite "pentax" im Browser aufrufen. Es gibt dabei übrigens einen kleinen weiteren Wermutstropfen: Die App arbeitet nur in Englisch oder Japanisch, andere Sprachen stehen nicht zur Verfügung. Der Startbildschirm, der sich im Browser präsentiert, ist wenig spektakulär. Remote Capture zur Fernsteuerung der Kamera, Image View für das Betrachten und herunterladen der Fotos sowie Settings für die Einstellungen stehen hier zur Verfügung, wobei die Schaltflächen angenehm groß für die Touchbedienung ausfallen.

Image View erlaubt den Zugriff auf alle Fotos, die auf der FluCard gespeichert sind, der Zugriff auf den Inhalt der Speicherkarte in Schacht 1 ist jedoch nicht möglich. Tippt man auf eines der Vorschaubilder, so öffnet sich eine größere Ansicht. Unter Android reicht es dann, dieses Foto lange mit dem Finger zu drücken, damit sich das Kontextmenü von Chrome öffnet, hier kann das Bild heruntergeladen und gespeichert werden. Die Ansicht funktioniert allerdings nur bei JPEG-Fotos, nicht jedoch bei Aufnahmen im Rohdatenformat. Die heruntergeladenen Bilder landen dann beispielsweise im Telefonspeicher, wo andere Apps darauf Zugriff haben, etwa Dropbox oder Facebook. Eine automatische Übertragung der Fotos etwa im Hintegrund ist jedoch nicht möglich, auch die speziellen Apps für die FluCard funktionieren nicht mit der Pentax-Variante, somit ist auch kein Geotagging der Fotos über das GPS des Smartphones möglich.

Die sicher interessanteste Funktion der FluCard for Pentax ist die Fernsteuerung der Kamera inklusive Livebildübertragung. Man hört nach Aktivierung der Funktion den Spiegel der Kamera hochklappen, auf dem Bildschirm wird kurz ein Infotext in Englisch eingeblendet, dass nun Remote Capture aktiviert sei, dieser Text wird auch immer dann angezeigt, wenn man versucht, die Kamera mit einer Taste zu bedienen. An der Kamera selbst funktionieren nur noch das Programmwählrad sowie der AF/MF-Wahlschalter. Das bedeutet aber nicht, dass sämtliche Funktionen nun vom Webinterface aus gesteuert werden können. Hier hat man lediglich die Möglichkeit per Fingertipp auf ein Motivdetail zu fokussieren, ein Fotos aufzunehmen und das Live-View zu deaktivieren. Je nach Aufnahmemodus kommen noch Einstellmöglichkeiten für Blende, Belichtungszeit, Belichtungskorrektur, ISO-Empfindlichkeit sowie ein Druck auf die Grüne Taste hinzu, letztere stellt beispielsweise bei manueller Belichtung eine passende Belichtungszeit-Blendenkombination für ein korrekt belichtetes Bild ein. Dies ist umso wichtiger, als das Webinterface keine Belichtungswaage anzeigt, man also trotz digitaler Technik mit viel Rechenpower selbst rechnen muss, wenn man anschliessend die Blende und Belichtungszeit verstellen möchte, ob das Foto noch korrekt belichtet wird. Immerhin zeigt das Livebild eine Belichtungsvorschau, indem es heller oder dunkler wird.

Es besteht also durchaus noch Verbesserungspotential für eine neue Firmware der FluCard. Mehr Sprachen, mehr Einstelloptionen, eine Belichtungswaage und die Unterstützung von mehr Webbrowsern beispielsweise. Noch ein weiterer Umstand trübt die Arbeit etwas. Die Weboberfläche ist auf die Benutzung am Smartphone oder aber am PC ausgelegt, beim Versuch mit einem Tablet hingegen gerieten die Schaltflächen und Anzeigen bei Remote Capture arg klein und waren schwierig zu bedienen. Ebenfalls etwas unschön ist die Tatsache, dass die meisten Einstelloptionen nur im Hochformat angezeigt werden, die meiste Bildschirmfläche, nämlich die untere Hälfte, dabei aber ungenutzt bleibt. Dreht man sein Smartphone ins Querformat, so verschwinden die meisten Einstelloptionen und es bleibt nur die Möglichkeit, zu fokussieren und auszulösen. Für maximale Einstellmöglichkeit dreht man sein Smartphone also ins Hochformat und für maximale Bildgröße ins Querformat.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.