Rubriken: Aufnahmeeinstellungen, Video

Heutige Relevanz und Unterschiede von PAL und NTSC

2014-02-10 Viele Leute sind verwirrt, wenn es um die Unterschiede zwischen PAL und NTSC geht. Ja, die meisten wissen nicht einmal, was das eigentlich ist. Und das ist auch gar kein Problem, weil es für die meisten Menschen gar keine Rolle spielt. Wer nicht selbst Videos produziert, braucht sich heutzutage nicht mit diesem Thema zu beschäftigen. Die Geräte zum Abspielen kommen inzwischen mit beiden Standards zurecht, also braucht man sich als Konsument keine Gedanken darüber zu machen. Für alle, die aber gerne mal selbst ein Video aufnehmen und schneiden wollen, gibt es einen Aspekt dieser Thematik, der nach wie vor wichtig ist.  (Max Hellmig)

PAL&NTSC-Vorschaugrafik [Foto: MediaNord]Und das ist die sogenannte Frame- bzw. Bildrate. Aber bevor wir dazu kommen; noch eine kurze historische Einleitung. Bei PAL und NTSC handelt es sich um Fernsehstandards. Durch sie wird definiert, in welcher Form die Bild- und Tondaten an den Empfänger übermittelt werden. Unter anderem war hierbei wichtig, wie viele Bilder pro Sekunde (Frames per second; fps) übertragen werden können. In Deutschland wurde das analoge Farbfernsehen seit 1967 im PAL-Format gesendet. Dieses hat eine Bildwiederholfrequenz von 50 Hz und kann 50 Halbbilder beziehungsweise 25 Vollbilder pro Sekunde wiedergeben. In Amerika verwendet man hingegen das NTSC-Format mit 60 Hz und somit 60 (genaugenommen 59,94) Halbbildern beziehungsweise 30 (29,97) Vollbildern pro Sekunde. Diese unterschiedlichen Frequenzen ergaben sich aus der anliegenden Wechselspannung in den Ländern, da die Netzphasen als Auslöser für den Zeilensprung bei der Übermittlung von Halbbildern verwendet wurden. Es gibt auch Unterschiede in den Bildauflösungen, die aber heute keine Rolle mehr spielen. Für Kinofilme wird sogar noch eine andere Bildrate von 24 Bildern pro Sekunde verwendet. Deswegen laufen einige BluRay-Filme mit 24 (23,97) Vollbildern pro Sekunde.

Als normaler Kamera-Nutzer braucht sie der technische Aspekt nicht unbedingt zu interessieren. Gerade weil die meisten modernen Wiedergabegeräte mit beiden Standards zurechtkommen. Von Bedeutung ist für uns eigentlich nur, wann welche Bildrate verwendet werden sollte. Bei vielen Kameras können sie zwischen diversen Aufnahmemodi auswählen, die je nach Auflösung mit einer anderen Bildrate aufnehmen. Hierbei wird manchmal zwischen PAL und NTSC unterschieden. Im Prinzip wird damit nur verdeutlicht, dass die jeweiligen Bildraten entweder ein Vielfaches beziehungsweise ein Teiler von 50 (PAL) oder von 60 (NTSC) sind. Es können auch gleiche Auflösungen mit unterschiedlichen Bildraten wählbar sein. So kann 1080p mit 25 Bildern aber auch mit 30 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet werden.

Die Bildraten von PAL sind Vielfache beziehungsweise Teiler von 50 (25fps, 50fps, 100fps), die von NTSC sind Vielfache beziehungsweise Teiler von 60 (15fps, 30fps, 60fps, 120fps, 240fps). Aber welcher Modus ist nun der Richtige? Das kommt ganz darauf an, wofür die Aufnahmen verwendet werden sollen. Möchten sie ein Video mit anderen Aufnahmen zusammenschneiden, ist es wichtig, dass die Bildraten übereinstimmen beziehungsweise Vielfache oder Teiler voneinander sind. Denn sonst müssen Bilder in einem aufwändigen Verfahren hinzugerechnet oder abgezogen werden, wodurch es zu Ruckeln im Bild oder zu asynchronem Ton kommen kann.

Haben sie ihre Aufnahmen beispielsweise in PAL mit 25fps aber auch 50fps gemacht, und wollen daraus einen Film zusammenschneiden, so ist das gar kein Problem. Das Videobearbeitungsprogramm kann dann ganz einfach jedes zweite Einzelbild aus den 50fps-Aufnahmen entfernen. Genauso problemlos lassen sich Aufnahmen mit NTSC-Bildraten (30fps, 60fps, 120fps) verbinden.

Beim Anlegen des Projekts im Videobearbeitungsprogramm sollten sie darauf achten, dass sie schon zu Beginn die richtige Framerate wählen. Hier sollten sie die gleiche Rate wählen, mit der sie im Vorfeld gefilmt haben. Optimal ist es natürlich, wenn alle Aufnahmen die gleiche Bildrate haben, da das Programm dann keine zusätzlichen Berechnungen vornehmen muss. Denn auch wenn es sich komplett um PAL- beziehungsweise NTSC-Aufnahmen handelt, erfordert das Angleichen der Framerate in jedem Fall Rechenleistung.

Die Anzahl der Bilder pro Sekunde hängt außerdem mit der Bildqualität beziehungsweise meistens mit der Bildauflösung zusammen. Je höher die Bildqualität, desto weniger Bilder können pro Sekunde aufgezeichnet werden. Und umso mehr Bilder pro Sekunde aufgezeichnet werden, desto geringer wird die Bildqualität. Aber bei einer höheren Bildrate sehen Kameraschwenks und schnelle Bewegungen flüssiger und weicher aus. Außerdem haben sie mit mehr Bildern mehr Spielraum für Zeitlupeneffekte. Wenn ihr Projekt also nicht gerade ein Kinofilm ist, so können sie in den meisten Fällen durchaus die höhere Bildrate wählen.

Zum Beispiel müssen sie ihre Digitalkamera nicht zwangsläufig in PAL betreiben, nur weil sie das Gerät in Europa benutzen. Denn das führt bei mancher Kamera dazu, dass Videos nur noch in 25 oder 50 fps aufgenommen werden können. Stellen sie sie hingegen auf NTSC ein, stehen 30 und 60 fps zur Verfügung. Wenn sie ihr Video nicht auf einem analogen Fernseher wiedergeben oder als PAL DVD brennen wollen, dann brauchen sie sich in der heutigen digitalen Zeit nicht auf niedrigere Bildraten beschränken.

Fazit Im Grunde sind PAL und NTSC als Standards längst überholt, aber die verschiedenen Bildraten bei der Aufnahme von Videomaterial haben sich bis heute gehalten. Daher muss man immernoch aufpassen, mit wie vielen Bildern pro Sekunden man filmt. Wenn möglich, sollten sie sich gleich zu Beginn ihres Projektes entweder für PAL oder NTSC entscheiden und dabei wissen, was am Ende mit dem Video geschehen soll. Möchten sie zum Beispiel eine DVD brennen, die auch im Player ihres Nachbarn laufen soll, dann entscheiden sie sich für PAL. Wenn es aber ein Video für YouTube sein beziehungsweise nur auf dem Computer abgespielt werden soll, können sie auch höhere NTSC-Bildraten benutzen, da Bewegungen mit mehr Bildern pro Sekunde flüssiger wirken.

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Max Hellmig

Max Hellmig, 38, ist ausgebildeter Mediengestalter für Digital- und Printmedien und derzeit Student der Informationstechnologie und Gestaltung an der Fachhochschule Lübeck. Momentan absolviert er ein Praktikum als Redakteur für digitalEyes.de. Seine Schwerpunkte sind Actioncams, Videokameras und Apps für mobile Geräte.

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