Rubrik: Motive und Situationen

Gut vorbereitet in Museen fotografieren

2006-12-18 Es gibt Museen zu den unterschiedlichsten Themenbereichen. Und so vielfältig wie die Themen sind auch die Museen selbst: Die Spannweite reicht vom eigenen kleinen Dorfmuseum um die Ecke bis zur riesigen und vielfältigen Sammlung à la "British Museum" in London. Wer in einem Museum fotografieren will, sieht sich also einem breit gefächerten Feld gegenüber – von Weitwinkelaufnahmen bis zur Tele-Fotografie kann alles dabei sein. Zur Vorbereitung des nächsten Museumsbesuchs hier nun einige Tipps.  (Marcel Schneeberger)

Aufnahme bei schlechtem Licht [Foto:Marcel Schneeberger]Zuerst sollte man sich über das Museum informieren. Wie groß ist das Museum? Was genau wird gezeigt? Wie werden die Exponate präsentiert? Sehr wichtig ist, sich zu erkundigen, ob Fotografieren überhaupt erlaubt ist. In manchen (vor allem größeren) Museen ist dies verboten oder aber nur mit Einschränkungen erlaubt. So darf man in vielen Museen weder Blitz noch Stativ verwenden.

Dieser Umstand in Verbindung mit den oft etwas dunkeln Räumen in einem Museum führt dazu, dass oft eine höhere ISO-Empfindlichkeit gewählt werden muss, um Verwacklungsunschärfe zu vermeiden. Die meisten kompakten Digitalkameras besitzen ein Objektiv, das eine größte Blende von 2,8 oder kleiner besitzt. Außerdem nimmt diese Anfangsöffnung bei zunehmendem Tele-Bereich relativ schnell ab. Die einzige Möglichkeit, um eine Unterbelichtung bzw. Verwackelungen zu vermeiden, besteht also darin, eine höhere ISO-Stufe zu wählen. Standardmäßig ist hier meistens ISO 100 oder 200 voreingestellt, über das Kameramenu kann bei den meisten Kameras aber ein höherer Wert gewählt werden. ISO 400 reicht meist schon aus; dies bringt zwar ein höheres Bildrauschen mit sich, doch bei den meisten Kameras ist das ein akzeptabler Kompromiss. Im Notfall kann auch zu ISO 800 gegriffen werden, hier wirkt das Bildrauschen jedoch bei den meisten Kameras bereits störend. Digitalkameras mit Bildstabilisator geben dem Fotografen in solchen Situationen noch etwas mehr Spielraum bei der Belichtung und eignen sich daher sehr gut für Innenaufnahmen in Museen. Manchmal hilft es auch schon, wenn man die Kamera an einer Wand oder Mauer anlehnen oder abstützen kann, um Verwacklungsunschärfe zu vermeiden. Wer eine digitale Spiegelreflexkamera besitzt, kann auch zu einem lichtstärkeren Objektiv greifen, (Anfangsöffnung 2.8 oder größer), allerdings muss dann ein Verlust an Schärfentiefe in Kauf genommen werden.Aufnahme bei schlechtem Licht [Foto:Marcel Schneeberger]

Ein weiterer Punkt ist der Weißlichtabgleich: Die Beleuchtung in den Museen kann sehr unterschiedlich sein, und oft mischen sich verschiedene künstliche Lichtquellen mit natürlichem Licht, das durch Fenster einfällt. Dies kann die Weißlichtabgleich-Automatik in mancher Digitalkamera überfordern, und die Kamera liefert keine neutralen Farbtöne mehr. In diesem Fall sollte, falls die Kamera diese Möglichkeit bietet, auf den manuellen Weißlichtabgleich zurückgegriffen werden. Dieser liefert meist gute Ergebnisse. Allerdings muss in einer solchen Situation eine glatte, weiße Fläche vorhanden sein, (ein Blatt Termitenhügel als Motiv [Foto:Marcel Schneeberger]Papier, eine weiße Wand oder ähnliches), um die manuelle Messung durchführen zu können. Falls dies nicht möglich ist, kann es auch hilfreich sein, Testaufnahmen bei verschiedenen Weißlichtabgleich-Einstellungen zu machen. Auf dem Display kann man sich dann für die Aufnahme entscheiden, die in Sachen Farbtreue am ehesten dem gewünschten Ergebnis entspricht.

Auch das richtige Motiv zu finden ist unter Umständen nicht immer einfach: Vitrinen ohne störende Spiegelungen zu fotografieren grenzt an Unmöglichkeit, und Gemälde wirken auf Fotos nie besonders gut (hier empfiehlt sich eher der Souvenirshop mit Postern und Postkarten). Gut gelingen hingegen meist Übersichtsaufnahmen von Räumen und Gebäuden, dafür benötigt man aber auch ein Objektiv, das den Weitwinkelbereich erschließt. Ebenfalls gut gelingen Aufnahmen von Skulpturen oder Dioramen, solange sie sich nicht hinter Glas befinden. Hier kommen eher Normalbrennweiten oder auch kleinere Tele-Brennweiten zum Zug.

Ein letzter Punkt, der beachtet werden sollte, ist die Zurückhaltung. Andere Museums-Besucher werden es dem Fotografen danken, wenn er seine Aufnahmen so zügig wie möglich macht und nicht unnötig lange die Sicht auf die Exponate für andere versperrt. Auch ist es besser, sich wirklich daran zu halten, wenn Blitz & Co nicht erlaubt sind. Denn eine allfällige Konsequenz bei wiederholten Verstößen könnte ein komplettes Fotografie-Verbot im entsprechenden Museum sein.

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