Rubrik: Sonstige Tipps

Für Bildbearbeitung und -ausgabe – CRT- oder TFT-Monitor?

2006-12-04 Wenn sich eines vielleicht nicht allzu fernen Tages Farbgewitter auf dem guten und teuren Röhrenmonitor entladen, wenn das Bild verzerrt ist und die Bildschirmgeometrie nicht mehr stimmt, dann muss eine schwere Entscheidung getroffen werden: Bleibt man beim CRT-Monitortyp (Cathode Ray Tube), oder wagt man sich auf das weite Terrain der LCD-/TFT-Bildschirme (Thin Film Transistor) und sucht aus einer immer breiteren und mittlerweile auch preiswerteren Angebotsvielfalt ein Gerät aus, das zu den hauptsächlich genutzten Anwendungen – Spiele/Filme, Office-Programme oder Grafik-/Bildbearbeitungs-Software – passt?  (Dr. Bernd Schäbler)

Monitorkauf SRT oder TFT [Foto: Dr. Bernd Schäbler] Wenn sich eines vielleicht nicht allzu fernen Tages Farbgewitter auf dem guten und teuren Röhrenmonitor entladen, wenn das Bild verzerrt ist und die Bildschirmgeometrie nicht mehr stimmt, dann muss eine schwere Entscheidung getroffen werden:  Bleibt man beim CRT-Monitortyp (Cathode Ray Tube), oder wagt man sich auf das weite Terrain der LCD-/TFT-Bildschirme (Thin Film Transistor) und sucht aus einer immer breiteren und mittlerweile auch preiswerteren Angebotsvielfalt ein Gerät aus, das zu den hauptsächlich genutzten Anwendungen – Spiele/Filme, Office-Programme der Grafik-/Bildbearbeitungs-Software – passt?

Wer vor dieser Wahl steht, mag sich einen Augenblick wie "Hans im Glück" vorkommen: Den schweren Brocken – dort Goldklumpen, hier Röhrenbildschirm – ist er los, und so ein Flachbildschirm ist nahezu federleicht, nicht sperrig, schwergewichtig und energiehungrig wie die alte "Röhre". In den Regalen des Fachhandels stehen heute reihenweise 17" und 19" Normal- und Widescreen- (WXGA) TFT-Geräte, CRT-Monitore findet man hingegen – übrigens auch auf den Webseiten mancher Hersteller – nicht mehr so leicht. Was die Bildschirmgröße, genauer die Bildschirmdiagonale, angeht, mag unser Hans im Glück ebenfalls frohlocken, denn  konstruktionsbedingt ist ein 17" TFT-Monitor fast so groß wie ein 19" CRT-Schirm, und die Bildschirmdiagonale eines 19" TFT-Monitors beträgt z. B. 48,2 cm, während ein 19" CRT-Gerät es nur auf 46 cm sichtbare Bilddiagonale bringt und der Rest im Kunststoffgehäuse verborgen ist.

High End Samsung CRT 21" [Foto: Samsung] Und es kommen noch weitere Pluspunkte hinzu, die für TFT-Geräte sprechen: wie erwähnt ein größeres Bild, das absolut flimmer- und verzerrungsfrei ist, eine Auflösung von 1024 x 768 (15"; XGA), 1280 x 1024 (19", SXGA) oder 1600 x 1200  (20", UXGA) Bildpunkten und in vielen Fällen eine digitale Anschlussmöglichkeit (DVI-D), die für bessere Bildqualität sorgt und die Umwandlung des analogen Signals in ein Digitales, auf das TFT-Schirme allein reagieren, sinnvoller Weise überflüssig macht. Der Anwender muss keine Kissenschlachten mehr gewinnen, Tonnengewölbe gerade biegen oder Trapezkünstler sein, er braucht sich auch nicht mehr den Hals zu verrenken, wenn er einen höhenverstellbaren TFT-Schirm  gewählt hat und über eine Pivot-Funktion das gesamte Display um 90 Grad geschwenkt werden kann, so dass Textseiten, Webseiten oder Porträtbilder auf einen Blick und in anatomisch korrekter Position betrachtet werden können.

"Herr K, wo bleibt denn nun das Negative?"  Weiter oben wurde bereits auf die notwendige Wahl zwischen verschiedenen TFT-Gerätetypen hingewiesen, die je nach Anwendungs- bzw. Nutzungsschwerpunkt anders ausfallen muss. Merkwürdig genug, Multimedia-Fans, "Spieler" und "Grafiker" bildeten in ihrer einhelligen Ablehnung der TFT-Geräte bis vor nicht allzu langer Zeit eine unfreiwillige Allianz.  Bildbearbeiter blieben wegen der exorbitanten Preise für hochwertige TFT-Schirme lieber bei ihren Röhrenbildschirmen. Für Spiele-, Video- und Filmfans wiederum waren die Flüssigkristall-Geräte uninteressant, weil zu teuer und obendrein nicht in der Lage, bewegte Bilder richtig wiederzugeben. Der Grund lag in der Reaktionszeit, mit der die zwischen zwei Glasplatten "eingequetschten" Flüssigkristalle in TFT-Geräten auf die Signale reagierten und Licht durchließen oder 19" TFT-Monitor; Einstiegsmodell für CAD/CAM, DTP  [Foto: NEC] dicht machten. Reaktionszeiten bis zu 50 Millisekunden – gemeint ist der Wechsel von Schwarz zu Weiß und wieder zu Schwarz  (S-W-S) – waren noch vor etwa vier bis fünf Jahren Stand der Technik; für die schlierenfreie und nicht verschwommene Darstellung von Bewegung, für schnelle Bildfolgen in Animationen oder Videos reichte dies aber nicht. Heute ist dieses Problem gelöst, weil Werte von 8, 4 oder 2 Millisekunden (grey to grey/g-t-g) erreicht werden, was übrigens jeweils der Halbierung des S-W-S-Werts entspricht (ein Schelm, wer Böses hierbei denkt). Weitere gravierende Schwächen der TFT-Welt waren der Kontrast- und der Helligkeitswert: Auch hier wurden kontinuierlich Verbesserungen vorgenommen, so dass ein Kontrastverhältnis von 2000:1 und eine Helligkeit von 300 cd/qm (Candela pro Quadratmeter) und mehr bald nichts Ungewöhnliches mehr darstellen. Hier seien noch einmal Mindestwerte genannt, die beim heutigen Stand der Entwicklung nicht unterschritten werden sollten: 1. Reaktionszeit: 16 ms (S-W-S) oder 8 ms (g-t-g); 2. Helligkeit: 250 cd/qm;  3. Kontrastverhältnis: 400:1 (damit Schwarz nicht zu einem dunklen Grau wird); der Betrachtungswinkel sollte horizontal und vertikal nicht kleiner als 170° sein.

In Print-Magazinen und Internet-Foren tobt indes weiterhin der Meinungsstreit, ob mit den oben skizzierten Weiterentwicklungen im TFT-Segment bereits das definitive Ende der schwergewichtigen Röhren-Dinos gekommen sei. Mitnichten, meinen die CRT-Fans, weil zum einen die Preise recht attraktiv seien und andererseits leuchtende Farben (vor allem bei Trinitron- bzw. Diamondtron-Röhren), die flexible Anpassung der Auflösung, die gleichmäßige Ausleuchtung bzw. Helligkeitsverteilung und flüssige Darstellung von 19" High End TFT-Monitor, um 90° drehbar  [Foto: NEC] Bewegtbildern weiterhin unübertroffen seien. Um all diese Qualitäten sowie die Möglichkeit der Kalibrierung von Gammakorrektur, Helligkeit und Weißpunkt im TFT-Bereich – etwa bei NEC, EIZO, LaCie und anderen Herstellern von hochwertigen Grafiker-TFTs – zu erhalten, müsse man 1.200 bis 2.000 EUR, also vier- bis fünfmal so viel hinblättern (im Vergleich mit einem 21" High End-Röhrengerät). Dafür sind sie dann mitunter auch bereit, mit den altbekannten Schwächen zu leben. Was dem einen seine Pixelfehler (fünf dürfen es auf Flüssigkristall-Displays sein, wo jeder Bildpunkt von einem Transistor angesteuert wird), sind dem anderen seine sichtbaren, horizontal verlaufenden Stützdrähte (bei Röhrenmonitoren mit Streifenmaske); was dem einen seine Bildgeometrie- und Konvergenzfehler, sind dem anderen seine eingeschränkten Betrachtungswinkel und sogar Farbveränderungen je nach Blickrichtung. CRT-Monitore müssen häufiger nachkalibriert werden, dafür ist ein verlässliches Farbmanagement im TFT-Bereich nur in der oberen Preisgruppe möglich. Quintessenz: So recht kann keine Seite ganz überzeugen.

Entscheidet man sich für den Kauf eines Flachbildschirms, sollte man unbedingt verschiedene Geräte vor Ort in Augenschein nehmen und auf einem USB-Speicherstick einige Bilder parat haben. Hier ist auch wirklich anzuraten, vor den Bildschirmen hin und her zu gehen, um Veränderungen des Bildes und der Farben im Zusammenhang mit dem Wechsel der Blickrichtung zu kontrollieren. TFT-Schirme mit Glare-Oberfläche, z. B. von ACER, bieten ein Bild, das bei wechselndem Blickwinkel konstant zu bleiben scheint, auch sonst bestechend kontrastreich wirkt und Tiefschwarz gut wiedergibt; diese Oberflächen widerspiegeln jedoch intensiv von hinten einfallendes Licht, und man sollte sich einen Kauf gut überlegen.

CRT oder TFT? Vielleicht muss man sich ja auch nicht endgültig entscheiden, sondern findet nach vielen inneren Medi(t)ationen einen Kompromiss – und lässt den bewährten Oldie-Röhrenmonitor reparieren. So etwas dauert, man legt sich inzwischen einen guten TFT-Schirm zu und hat später das Beste aus zwei Welten auf seinem – hoffentlich ausreichend dimensionierten – Arbeitstisch. Mit Hilfe des Dual Display-Menüs lässt sich noch das Arbeitsfenster von Photoshop auf den CRT- und die Werkzeugleiste und alles Übrige auf den TFT-Schirm verlegen. Voila, das ist doch auch eine Entscheidung, und "Trennungs- bzw. Phantomschmerzen" werden vermieden!


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