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Fernauslösung von Canon-DSLRs mittels der Android-App DSLR Controller

2014-10-06 Wer seine Canon EOS fernauslösen möchte, kann neben Kabel- oder Funkfernbedienungen auch Intervallometer nutzen, die mehr Möglichkeiten bieten. Des Weiteren können WLAN-fähige DSLRs per Remote-App ausgelöst werden. Canon bietet dazu die eigene App EOS Remote an, die es kostenlos für Android und iOS zum Download gibt und mit einer WLAN-fähigen Kamera kommuniziert. Wem diese Funktionen nicht reichen oder wer eine ältere EOS-Kamera und ein Android-Gerät besitzt, für den gibt es DSLR Controller von Chainfire, das einen deutlich größeren Funktionsumfang bietet, der dank Smartphone-Technik die Kamerafunktionen erweitern bzw. vereinfachen soll. In unserem Fototipp zeigen wir die Bedienung der App per WLAN-Verbindung am Beispiel einer Canon EOS 70D.  (Jens Scheppler)

Ist das WLAN an der Kamera aktiviert und eingerichtet, muss es über das Smartphone beziehungsweise Tablet ausgewählt werden. Beim Öffnen der App DSLR Controller von Chaifire stellt sie ohne weiteres Zutun eine Verbindung zur Kamera her und zeigt das Live-Bild der Kamera an. Links und rechts sowie am unteren Rand ist die App mit interaktiven Buttons versehen, die sich je nach Modus ändern.

Je nach eingestelltem Fotomodus wird dieser oben links angezeigt. Darunter lassen sich die verschiedenen Kameraparameter festlegen. Das Fokussieren beispielsweise kann entweder durch Tippen auf das Display des Smartphones erfolgen oder über die Pfeiltasten manuell gesteuert werden. Zusammen mit der Lupenfunktion lässt sich so der Schärfepunkt sehr genau festlegen. Sogar ein Fokusbereich mit Anfangs- und Endpunkt lässt sich bestimmen. Der Weißabgleich bietet neben den üblichen Voreinstellungen wie Tageslicht oder Glühlampenlicht auch die Angabe in Kelvin, sofern man die Farbtemperatur seiner Lichtquelle kennt.

Am unteren Bildschirmrand lassen sich die Belichtungsparameter verstellen. Sie sind Kern der Kamerasteuerung, entsprechend größer fallen die Buttons aus, günstig platziert sind sie außerdem. In den Halbautomatiken steht dort unter anderem eine Belichtungskorrektur zur Verfügung, die sich schnell und einfach verstellen lässt.

Bei Bedarf kann wie bei vielen Kameras ein Raster über das Livebild gelegt werden, so dass es sich nach der Drittelregel einteilen lässt. Eine virtuelle Wasserwaage ist ebenfalls zuschaltbar, sie funktioniert aber nur für die Längsachse der Kamera.

Unten rechts befindet sich das Zahnradsymbol für die Einstellungen. Hier spielt die App ihr volles Potential aus, um die Kamerabedienung zu erweitern oder zu vereinfachen. Was sonst an der Kamera eingestellt beziehungsweise korrigiert werden muss und im Studio häufig mit Hin-und-her-Gerenne zur Kamera verbunden ist, kann nun bequem in den Einstellungen vorgegeben werden, die App erledigt den Rest. Vor allem die Funktionen für HDR-Fotografie, Fokus-Bracketing und Intervallaufnahmen lassen keine Wünsche offen. Dabei bleiben die Einstellungen übersichtlich, ohne den Benutzer zu überfordern, englischsprachige Grundkenntnisse sind aber dabei von Vorteil. Beispielsweise lässt sich eine Intervallaufnahme über zwei Stunden erzeugen, bei der insgesamt 100 Aufnahmen im Abstand von einer Minute, elf Sekunden und 300 Millisekunden erstellt werden, während nur die erste Aufnahme den Fokus für die Aufnahmen setzt und die App dabei noch für die HDR-Fotografie Belichtungsreihen mit jeweils fünf Aufnahmen aufnimmt.

Beim Erzeugen von Belichtungsreihen bieten die Kamerahersteller meist 3, 5, 7 oder 9 Reihenbilder an. Mit DSLR Controller hat man die Möglichkeit, eine Belichtungsreihe von mehr als 55 Bildern anzufertigen – mehr hat der Test nicht zulassen wollen. Dass dabei wahlweise die Blende, die Belichtungszeit oder der ISO-Wert verändert wird, lässt sich fast schon als selbstverständlich erwähnen. Die Grenze des technisch Machbaren wird durch rote, dünne Linien abgebildet, gelangt man mit seinen Einstellungen über diese Grenze hinaus, wird der betroffene Marker rot dargestellt, eine geschickte Lösung.

Als eine weitere nützliche Zusatzfunktion in den Einstellungen hat sich die sogenannte Zebra-Ansicht herausgestellt, die Canon von Haus aus leider nicht mit sich bringt. In der Live-Ansicht werden dabei überbelichtete Bereiche eines Bildes durch horizontale Zebrastreifen dargestellt, im Grunde das Äquivalent zu den schwarzen Blinklichtern bei der Bildwiedergabe.

Sind die Bilder einmal auf der Speicherkarte der Kamera oder zusätzlich auf dem Android-Gerät, lassen sie sich betrachten. Das Hineinzoomen geht mit der bekannten Zwei-Finger-Geste leicht von der Hand und ist vor allem am großen Tabletdisplay für die Schärfebeurteilung hilfreich. Das Teilen von Fotos auf Facebook und Co. bietet die App genauso an, wie das Löschen der Bilder von der Speicherkarte der Kamera. Die Qualität der übertragenen Bilder kann zugunsten einer schnelleren Datenübertragung reduziert werden.

Die Übertragungsrate der Fotos zum Android-Gerät lag bei durchschnittlich 1,2 MByte pro Sekunde. Für ein 20 Megapixel auflösendes RAW-Foto benötigte die Übertragung 18 Sekunden. Für ein mittelgroßes JPG (entspricht einem Foto mit 9 Megapixel) in feinster Auflösung waren es hingegen nur noch zwei Sekunden Übertragungsdauer.

Praktische Einsatzmöglichkeiten findet man mit der App überwiegend dort, wo man die Kamera nicht zwingend in der Hand hält. In unserem Szenario ließen wir die Kamera im Fotostudio auf dem Stativ, während vom Schreibtisch die Kamera gesteuert wurde. Die Reichweite ist abhängig von der Verbindungstechnik. Kommt eine Direktverbindung zum Einsatz, wobei die Kamera als WLAN-Zugangspunkt dient, beträgt die Reichweite laut unserem Test etwa zehn Meter durch zwei Büroräume. Bei unserem Aufbau zeigte sich, dass eine Etagendecke bereits zu viel für das schwache Signal der Kamera war. Eine Verbindung über einen Router ist ebenso möglich, die Reichweite dann entsprechend größer. Wer noch eine ältere Kamera besitzt, kann sein Android-Gerät auch per USB-Kabel mit der Kamera verbinden.

Die englischsprachige Herstellerseite gibt einen Überblick über die Funktionen und Tipps zur Bedienung. Auch Anleitungen zum Herstellen der möglichen Verbindungstechniken werden erläutert. Da sich die App noch im Beta-Status befindet, wird vom Hersteller darauf hingewiesen, dass DSLR Controller noch Bugs enthält und manche Funktionen fehlen beziehungsweise fehlerbehaftet sind.

Installiert wurde die App sowohl auf einem Sony Xperia Z1 Smartphone mit Android 4.4.4 als auch an einem Gigaset QV830 Tablet, das mit Android 4.2.2 lief. Auf dem Tablet gab es gelegentliche Abstürze, insgesamt verrichtete die App für eine Beta aber recht stabil auf beiden Systemen ihren Dienst. DSLR Controller erfordert mindestens Android 2.2, der Download ist schlanke 871 KByte groß und für 7,13 Euro im Google Play Store zu erwerben.


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