Rubrik: Bildbearbeitung

Entfärbte Bilder – S/W-Konvertierung von digitalen Fotos, Teil 1

2007-12-31 Für gewöhnlich erhält man aus der Digitalkamera farbige Fotografien als JPEG-Dateien, die auch anspruchsvolle Fotografen zufrieden stellen können. Doch will man einmal ein besonderes Foto erstellen, entdeckt man vielleicht auch die Schönheit der alten Kunst der Schwarzweißfotografie wieder. Diese übt seit jeher einen ganz besonderen Reiz aus – es bedarf allerdings einiger Mühen, bevor dieser Reiz seine Wirkung auf den Betrachter entfalten kann. Darum geht es in zwei digitalkamera.de-Fototipps; im heutigen Teil 1 behandelt der Autor zunächst grundsätzliche Gestaltungsüberlegungen bei der Schwarzweiß-Konvertierung.  (Franko Hoffmann-Samaga)

Bild 1: Das Ausgangsbild, welches hier mittels der verschiedenen Methoden in ein S/W-Bild konvertiert werden soll [Foto: Franko Hoffmann-Samaga] Da Fotos in Schwarzweiß auf das Gestaltungsmittel der Farbe verzichten, müssen sie sich viel stärker auf die Formen (Punkte, Linien, Flächen) beziehen. Linienführung, Bildkomposition, Hell-Dunkel-Kontraste usw. sind als grundlegende gestalterische Elemente noch viel stärker zu berücksichtigen, um ein überzeugendes Bild zu erhalten. Man sollte aus diesem Grund nicht versuchen, beliebige Farbbilder in Schwarzweiß zu konvertieren – die meisten Ergebnisse werden eher enttäuschend sein. Es ist besser und oft notwendig, sich bereits vor und während der Aufnahme das Objekt in Schwarzweiß vorzustellen, Schwarzweiß zu sehen und ganz bewusst Schwarzweiß zu fotografieren.

Dies kann unter anderem mit Hilfe des S/W-Modus geschehen, den viele digitale Kompakt- und Spiegelreflexkameras anbieten. Dies hat den einen Vorteil, dass man sofort sieht, ob das Objekt in Bild  2: Die einfachste Methode: die Umwandlung in ein Graustufenbild liefert meist nur unbefriedigende Ergebnisse [Foto: Franko Hoffmann-Samaga] Schwarzweiß überzeugt. Für Probeaufnahmen ist ein solcher Aufnahmemodus daher durchaus sinnvoll. Daneben gibt es aber gewichtige Nachteile: Die Kamera benutzt ein beliebiges Verfahren, um Graustufen zu erzeugen. Man hat (außer durch die Verwendung von Farbfiltern) also keinen Einfluss auf die Art der S/WKonvertierung (unkontrollierte Methode). Außerdem verliert man sehr viele Bildinformationen, die für eine weitere Bearbeitung am PC  Bild 3: Mit der selektiven Entsättigung kann man z. T. schon recht gute Ergebnisse erreichen  [Foto: Franko Hoffmann-Samaga] notwendig sein könnten. Aus diesem Grund ist es immer besser, mit einer Digitalkamera in Farbe (am besten im RAW-Modus) zu fotografieren und die eigentliche S/W-Konvertierung anschließend in einer geeigneten Bildbearbeitungssoftware vorzunehmen.

Dabei bieten die meisten Programme gleich mehrere Möglichkeiten an, Farbfotos in Schwarzweiß zu konvertieren. Die einfachste Methode ist die schlichte Umwandlung in ein Graustufenbild (Bild 2). Nur hat man hier ebenfalls keine Kontrolle über das Ergebnis und obendrein werden wiederum Bildinformationen verworfen, die zuvor in den Farbkanälen gespeichert waren. Den letzten Punkt kann man vermeiden, indem man das Farbbild manuell über den entsprechenden Regler entsättigt . Dabei entstehen zwar häufig sehr kontrastarme Bilder, die aber anschließend über die herkömmlichen Methoden (Helligkeit/Kontrast, Gradationskurven) korrigiert werden können. In manchen Programmen ist es möglich, dass man Bild 4: Mittels der Gradationskurven lassen sich einfach und schnell Tönungen erstellen  [Foto: Franko Hoffmann-Samaga]einzelne Farbwerte (Rot, Grün, Blau und Mischfarben) entsättigen kann. Auf diese Weise kann die Umwandlung in Graustufen bereits eingeschränkt gesteuert werden. In der Abbildung (Bild 3) wurde beispielsweise das Rot der Blumen dunkler und das Gelb wesentlich heller eingestellt. Dadurch konnte der ursprünglich vorhandene (Farb-)Kontrast auch im Schwarzweißbild erhalten werden.

Da es bei dieser Methode allerdings schnell zu abrupten Helligkeitssprüngen mit ausgefressenen Kanten kommen kann, sollte man sehr vorsichtig vorgehen und die zu bearbeitenden Bereiche des Bildes zuvor markieren oder besser gleich mit entsprechenden Ebenenmasken arbeiten. Da das entsättigte Schwarzweißfoto noch die einzelnen Farbkanäle enthält (auch wenn sie zu diesem Zeitpunkt keine getrennten Farbinformationen mehr enthalten) ist es nun leicht möglich, eine Tönung hinzuzufügen. Eine der besten Methoden, die in den meisten Bildbearbeitungsprogrammen möglich sein sollte, ist die Ausnutzung der Gradationskurven (Bild 4). Dazu wählt man nicht die Gesamthelligkeitskurve, sondern wechselt in den entsprechenden Farbkanal. Zieht man beispielsweise die blaue Kurve in der Mitte etwas nach unten, erhält das Bild eine gelbliche Tönung. Zieht man nun zusätzlich im Rotkanal die Kurve nach oben, erhält man sehr effizient eine Sepiatönung. Der Verlauf der Kurve kann über zusätzliche Stützpunkte ganz den individuellen Vorstellungen des Fotografen angepasst werden. Wichtig ist dabei, dass die Werte für Weiß und Schwarz nicht verändert werden und somit auch im getönten Bild reines Weiß bzw. Schwarz verbleiben.

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