Rubrik: Bildbearbeitung

Digitalfotos richtig nachschärfen – Teil 2

2012-01-30 Ein Digitalfoto muss schon aus technischen Gründen geschärft werden. Leider rufen praktisch alle gängigen Schärfungsmethoden unerwünschte Risiken und Nebenwirkungen hervor: An Kontrastkanten kann es beispielsweise zu hässlichen Leuchtkonturen, den Halos, kommen. Im zweiten Teil unserer kleinen Serie rund ums Nachschärfen geht es darum, wie sich störende Halos vermeiden lassen. Außerdem stellen wir Spezialwerkzeuge in Photoshop vor, mit denen sich die Folgen von Bewegungsunschärfe eliminieren oder zumindest abmildern lassen.  (Martin Vieten)

Helle Leuchtkonturen, sogenannte Halos, sind häufig ein unerwünschter Nebeneffekt des Nachschärfen, lassen sich jedoch glücklicherweise leicht vermeiden. [Foto: MediaNord]Aus technischer wie aus gestalterischer Sicht ist es unerlässlich, dass die rohen Bilddaten einer Digitalkamera vor der Ausgabe geschärft werden – Grundlagen und Verfahren haben wir im ersten Teil dieser kleinen Serie (siehe weiterführende Links) ausführlich dargestellt. Zur Erinnerung: Jede Form digitalen Nachschärfens beruht letztendlich darauf, dass Kantenkontraste verstärkt werden. Das Verfahren ist jedoch nicht ohne Nebenwirkungen: Werden Kontrastkanten zu sehr betont, kommt es zu Überschwingern, helle oder dunkle Konturen dehnen sich weit in die Fläche aus, wie weit, das legt übrigens der „Radius“-Wert im Filter „Unscharf maskieren“ fest. Insbesondere Überschwinger Richtung Weiß treten dabei unangenehm als Halos hervor (siehe Abbildung 1).

Seitdem Adobe mit Photoshop CS3 die „Smartfilter“-Technik eingeführt hat, lassen sich Halos besonders einfach vermeiden, ohne dass der erzielbare SchärfZwei Durchgänge mit 'Unscharf maskieren' jeweils mit unterschiedlichen Überblendmethoden minimieren Halos deutlich. [Foto: MediaNord]eeindruck darunter leidet. In älteren Photoshop-Versionen oder anderen Bildbearbeitungsprogrammen geht’s aber auch – dazu gleich mehr. Das Verfahren: Nachdem die Bildebene mit „Filter, Für Smartfilter konvertieren“ umgewandelt wurde, ruft man „Unscharf maskieren“ auf, gerne auch mit extremen Werten. Dann wird der Filter mit der Tastenkombination [Strg]+[F] wiederholt. Zu Steuerung der Halos und der gewünschten Filterwirkung ruft man nun mit einem Klick auf das Symbol „Fülltmethode bearbeiten“ in der Smartfilterebene den entsprechenden Dialog auf und stellt den Modus der unteren Smartfilterebene auf „Abdunkeln“. Die zweite Smartfilterebene erhält den dem Modus „Aufhellen“, zudem wird ihre Deckkraft deutlich reduziert. Wenn keine Smartfilter-Technik zur Verfügung steht, erzeugt man zunächst zwei Ebenenkopien der Bildebene, schärft diese und weist ihnen dann die entsprechenden Überblendmodi und Deckkraft zu.

Betont die Kanten, nicht die Flächen – Schärfen mit dem 'Hochpass'-Filter. [Foto: MediaNord]Eine andere Möglichkeit, Schärfeartefakte in den Flächen zu verhindern, bietet der „Hochpass“-Filter, der sich im „Filter“-Menü von Photoshop unter „Sonstige Filter“ befindet. Hier wird der „Radius“-Regler gerade so weit aufgezogen, dass erste Farben aus der grauen Fläche hervortreten. Sodann wird die Smartfilterebene auf den Modus „Weiches Licht“ gesetzt, für eine noch stärkere Filterwirkung auch auf „Hartes Licht“. Wer keinen Zugriff auf die Smartfilter-Technik von Photoshop hat, wendet den „Hochpass“-Filter alternativ auf eine Ebenenkopie seines Bildes an und ändert deren Modus entsprechend. Über den „Deckkraft“-Regler lässt sich der Filter zudem noch abschwächen.

Selbst fehlfokussierte oder verwackelte Aufnahmen lassen sich mit den geeigneten Schärfungstechniken oftmals noch retten. Liegt das Hauptmotiv nicht perfekt in der Fokusebene, wird es mit passenden Einstellungen im Dialog „Unscharf maskieren“ geschärft – die Vorschau hilft, die optimalen Reglerstellungen zu finden. Mit schwarzer Farbe, die in die Smartfilter-Maske gemalt wird (oder in die Ebenenmaske einer geschärften Ebenenkopie), lässt sie die Filterwirkung auf die unscharf aufgenommene Bildpartie beschränken. Bewegungsunschärfe lässt sich in Grenzen mit dem Filter 'Selektiver Scharfzeichner' kompensieren. [Foto: MediaNord]Zur Korrektur verwackelter Aufnahmen oder von Bewegungsunschärfe stellen Photoshop und Photoshop Elements den Filter „Selektiver Scharfzeichner“ bereit. Hier wird zunächst unter „Entfernen“ die Vorgabe „Bewegungsunschärfe“ eingestellt. Jetzt gilt es unter „Winkel“ die Richtung vorzugeben, in der Kamera oder Motiv während der Aufnahme bewegt wurden. Das gelingt am einfachsten, indem zunächst die „Stärke“ recht weit aufgezogen wird. Ist der optimale Wert für „Winkel“ gefunden, werden „Stärke“ und „Radius“ analog zu ihrem jeweiligen Pendant im Dialog „Unscharf maskieren“ eingestellt. Ein Allheilmittel gegen Verwacklungs- und Bewegungsunschärfe stellt der „Selektive Scharfzeichner“ indes nicht dar – resultiert die Unschärfe aus einer ungerichteten Bewegung, stößt das Verfahren an seine Grenzen. Unter Umständen lassen sich bessere Ergebnisse erzielen, wenn der Filter mit unterschiedlichen „Winkel“-Einstellungen mehrfach angewendet wird. Der „Selektive Scharfzeichner“ ist übrigens eine empfehlenswerte Alternative zum Klassiker „Unscharf maskieren“ – für herkömmliches Schärfen wird unter „Entfernen“ der Modus „Tiefenschärfe abmildern“ gewählt.

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