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Belichtungsfehler per Tonwertkorrektur korrigieren – Teil 1

2006-03-27 Das Histogramm ist ein unverzichtbares Diagnose-Instrument, um die Helligkeitsverteilung in einem Foto zu ermitteln und etwaige Belichtungs- und Farbfehler aufzudecken. Zu deren Therapie stellen Photoshop und Photoshop Elements ein wirksames Mittel in Form des Befehls "Tonwertkorrektur" bereit. Richtig dosiert vermag es zwar keine Wunder zu vollbringen, aber doch so manche Aufnahme zu "heilen", die auf den ersten Blick unrettbar verloren scheint.  (Martin Vieten)

Das Histogramm ist gewissermaßen das "EKG" einer Aufnahme. Mit ihm zeigen Photoshop Elements und Photoshop (einzuschalten mit [Strg]+[H]) die Helligkeitsverteilung in einem Bild als Flächendiagramm an. Spannt sich dieses Diagramm von ganz links (entspricht tiefstem Schwarz) bis zum äußersten rechten Rand (reines Weiß), umfasst eine Aufnahme alle darstellbaren Helligkeitsstufen. Berge signalisieren Tonwerte, die besonders häufig im Bild vorkommen. Täler stehen für Helligkeitsstufen, die unterrepräsentiert sind. Gleicht das Histogramm einer alpinen Landschaft, gehört es zu einem sehr kontrastreichen Foto. Sieht es dagegen wie ein Schnitt durch die Norddeutsche Tiefebene aus, ist die Aufnahme sehr gleichmäßig ausgeleuchtet.

Beispiel 1 orginal  [Foto: Martin Vieten]
Beispiel 1 [Foto: Martin Vieten]
Tonwertoptimierung [Screenshot: Martin Vieten]
Bei der Diagnose möglicher Belichtungsfehler liefert das Histogramm wertvolle Hinweise: Auf Belichtungsprobleme deutet ein Histogramm hin, wenn es an den Rändern keine oder nur sehr kleine Werte zeigt. Wenn im linken Bereich eine Nulllinie zu sehen ist, fehlen die tiefen Töne – das Bild ist überbelichtet. Umgekehrt deutet eine Lücke am rechten Rand des Histogramms auf eine unterbelichtete Aufnahme hin.

Lautet die Diagnose "Fehlbelichtung", so ist in Photoshop und Photoshop Elements die Tonwertkorrektur (aufzurufen mit [Strg]+[L]) die Therapie der Wahl: Man zieht einfach den Zeiger unterhalb des fehlenden Bereichs (Tiefen oder Lichter) soweit nach innen, bis er an die erste Bergflanke im Histogramm stößt. 

Beispiel 2 orginal  [Foto: Martin Vieten]   
Beispiel 2 Histogramm [Screenshot: Martin Vieten]   
Beschneidung [Screenshot: Martin Vieten]   
Manchmal verleitet das Histogramm allerdings zur Fehldiagnose. In unserem Beispiel scheint das Bild schon auf den ersten Blick zu dunkel zu sein. Das Histogramm bekräftigt diesen Eindruck: Links (also bei den dunklen Tönen) zeigt sich eine ausgeprägte Bergflanke, rechts ist nur eine kümmerliche Linie zu sehen. Was läge also näher, als den Weißpunkt kräftig herabzusetzen und das Bild so deutlich aufzuhellen? Gegen diese Therapieform spricht, dass die wenigen Lichter in bildwichtigen Partien des Motivs – nämlich im weißen Fell des Katers – vertreten sind. Würde man nun den rechten Regler nach unten ziehen, fressen die Lichter aus.

Photoshop und Photoshop Elements zeigen das übrigens auf beeindruckende Weise: Halten Sie doch einmal die [ALT]-Taste gedrückt, während Sie die Lichter reduzieren. Zunächst sehen Sie nur eine schwarze Fläche – das heißt, alle Helligkeitswerte liegen noch innerhalb des darstellbaren Bereichs (und werden nicht beschnitten). Doch je weiter Sie den Regler nach links ziehen, desto mehr Lichter verwandeln sich in weiße Flächen. Bei gedrückter [Alt]-Taste treten diese deutlich aus der schwarzen Fläche hervor. Diese weißen Bereiche signalisieren: Hier geht durch die Korrektur Zeichnung in den Lichtern verloren! 

Die Erhöhung der Gesamthelligkeit hilft also bei sehr kontrastreichen Aufnahmen nicht weiter. Vielmehr ist jetzt gefordert, die steile Bergflanke (in unserem Beispiel auf der linken Seite des Histogramms) abzuflachen und damit nach rechts zu verschieben. Das mindert den starken Kontrast in der Aufnahme, ohne deren absolute Helligkeit zu ändern. Erreichen lässt sich dies mit dem mittleren Regler, der nur die Mitteltöne korrigiert. Je weiter er nach links verschoben wird, desto mehr nimmt die Gesamthelligkeit zu – nach rechts geschoben dunkelt "Mitteltöne" ein Bild ab.

   Beispiel 2 Tiefen/Lichter  [Foto: Martin Vieten]
   Tiefen/Lichter [Foto: Martin Vieten]
Noch besser kurieren lassen sich Fotos mit sehr dunklen Schattenpartien (und begrenzt auch mit zu hellen Lichtern) aber mit dem Befehl "Tiefen/Lichter". Diesen Befehl sollte man immer dann der Tonwertkorrektur vorziehen, wenn (nahezu) alle Helligkeitsstufen im Histogramm einer Aufnahme vertreten sind und diese dennoch zu dunkel oder zu hell erscheint. 

Beim Hantieren mit der Tonwertkorrektur kann es schon einmal vorkommen, dass man sich völlig verrennt und wieder von vorn beginnen möchte. In Photoshop Elements bringt uns die Schaltfläche "Zurück" an den Ausgangspunkt der Bearbeitung. Anwendern von Photoshop CS/CS2 dagegen scheint dieser Weg verwehrt – doch es gibt ihn trotzdem: Die [Alt]-Taste gedrückt halten, und der Button "Abbrechen" heißt auf einmal "Zurück".

Die Diagnose anhand des Histogramms darf also nicht losgelöst vom Inhalt einer Aufnahme gestellt werden. Und bei der Therapie geht man am besten vor wie der Hausarzt – "wenn das nicht hilft, kommen Sie morgen wieder" –, indem man behutsam verschiedene Reglerstellungen der Tonwertkorrektur ausprobiert. Wenn das zu aufwändig erscheint, kann man auch die Automatik der Tonwertkorrektur auf die Aufnahme loslassen. Im folgenden zweiten Teil (am 10.04.2006) geht es darum, wie man die Automatik an individuelle Korrekturwünsche anpasst – und warum man die Tonwertkorrektur immer als Einstellungsebene anlegen sollte.

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